Die Auflösung von Täuschungen?
Das Wort „Enttäuschung“. Obwohl linguistisch vollkommen deutlich ist, was es bedeutet – nämlich die Auflösung von Täuschungen, ist seine reale Bedeutung in unserem Leben weit entfernt von dieser Einsicht. (Tatsache?) Ein Kind ist enttäuscht, weil seine leckere Eiskugel zu Boden gefallen ist. Wo ist da die Täuschung? Ganz einfach: Das Kind hat sich in der Einschätzung der Schwerkraft getäuscht. Wichtig: Ist eines besseren belehrt worden.
Enttäuschung ist Erfahrung?
So stellt sich heraus, dass Enttäuschungen wohl in erster Linie Erfahrungen sind, Lehrstücke. In Richtung Wahrheit. Leider ist die Sache nicht ganz so einfach, wie es zuerst den Eindruck machen würde. Denn es existiert, ganz im dualistischen Sinn, eine Staffelung, wenn es um die Enttäuschung geht. Ausgesprochen perfide. Dabei geht es um die Wahrheit, die in dualistischer Gedankenkonstruktion in ihrer Gänze nicht aufscheinen kann.
Enttäuschung in der Zeit?
Das ruft nach einem Beispiel. Jemand ist enttäuscht, weil die Lottonummern, die ihm eine Wahrsagerin geflüstert hat, nichts brachten. Anstatt nun rigide Konsequenz zu ziehen und die relative Sinnlosigkeit der Aktion einzusehen, – das meint, aus der Täuschung zu lernen, – wird er, in aller Regel, lediglich auf einer anderen Ebene denselben Gedanken weiterverfolgen. Das passiert, weil die Enttäuschung in der Zeit verortet ist.
Lernmöglichkeit?
Das heißt, obwohl die Ent-Täuschung eigentlich permanent ist, packen wir sie in einen Augenblick, einen vergänglichen Moment. Damit sie also keine Macht über uns gewinnen soll. Das lässt uns alle Möglichkeiten für neue Enttäuschungen (auch derselben Art) weit offen. Das Ego kugelt sich. Tatsache ist: Wir leben den Begriff „Ent-Täuschung“ in Negativismus. Einseitig, flüchtig, oberflächlich und immer mit „unguten“ Konsequenzen für uns selbst. Wir begreifen schlicht und einfach seine Bedeutung nicht.
Hinter der Täuschung die Wahrheit?
Wenn alle Täuschungen weggefallen sind, bleibt die Wahrheit. Vollkommene Enttäuschung ist also vollkommene Wirklichkeit. Und die Wahrheit ist eben nicht negativ. Sie ist die Liebe, die Schöpfung. Was also übrig bleibt, wenn die Enttäuschung komplett ist, ist die Schöpfung. Wer bleibt übrig? WIR! Klar und deutlich und rein. Die Liebe. Ohne Anhaftungen, ohne Masken, ohne verfälschende Begierden.
Akzeptieren und transzendieren?
Wenn ich also alle scheinbaren Fehler, alle „Betrugsversuche“, jedes egozentrische Verhalten meines Gegenüber, auch seine Körperlichkeit, wie auch immer, erkannt habe, akzeptiert und transzendiert habe – erst dann bin ich in der Lage, wirklich zu lieben. Die vollkommene Enttäuschung ist die wahre und einzige Möglichkeit, tatsächlich, über alle Begrifflichkeiten erhaben, zu lieben. Das nennt man „heilige Beziehung“.
Erwartung bedingt Enttäuschung
Weiter: Ein negativer Blick auf die Enttäuschung entsteht durch die Erwartung. Dabei ist es entscheidend, inwieweit die Erwartungshaltung in der gelebten Dualität Begründung findet. Und sobald wir uns auf dieses Spiel einlassen – das hat vielfach auch mit „Magie“ zu tun – sind wir in die Käfigfalle des Egodenkens getappt. Und dort sind Enttäuschungen immer der Beweis, dass Gott tot oder zumindest angreifbar ist, Anlass zu Depression und tiefgründigem Zweifel.
Fazit
Lasst uns uns also enttäuschen! Bis auf das letzte kleine Stückchen. Lasst uns die unverbrüchliche Wahrheit ans Licht bringen. Wer in Wahrheit und Wirklichkeit lebt, der braucht keinerlei Enttäuschung zu fürchten, denn er hat alle Erwartungen, die ja nur aus dem Chaos des Dualismus stammen können, weit von sich gelegt. Sie haben sich aufgelöst. Denn das ist Liebe: Ein Leben frei von Angst und Enttäuschung und Erwartung,, die keine Gründe mehr für ihre Existenz haben.
Interessant
Die Intellektualität – der Gegenentwurf zur Liebe?