Erwarten auf Godot?
Die Erwartung – erneut ein weltbewegendes Wort – eines, mit dem wir sozusagen stehen und fallen. Unser Leben besteht ganz offensichtlich aus Erwartungshaltungen – nicht umsonst sagte ein berühmter Mensch einmal, „Das Dasein ist ein Wartezimmer“ Für unerfüllte Hoffnung, ist man geneigt, hinzuzufügen. Unerfüllte Erwartungen.
Ureigene Erwartungen?
Ganz selbstverständlich sind Erwartungen individuell angelegt. Sie beruhen auf persönlichen Erfahrungen, angelernten Wertvorstellungen, Vorurteilen, Informationen jedweder Art. Erwartungen sind von der Definition her immer anders, beziehungsweise „mehr“ als das angenommenen „Normal“. Selbst, wenn alles „gleich“ bleibt. Und so, wie die Begrifflichkeit im Wortgebrauch verankert ist, obliegt es, ganz offensichtlich, dem jeweiligen Beobachter, der Erwartung eine positive oder negative Tendenz zu verleihen.
Erwartungen sind Hürden?
Bewegen wir uns also ohne Umschweife und große Erklärungen zum Zentrum dessen, was der Begriff für uns bewirken kann. Wir tun diesen Schritt – und erkennen, dass die Erwartungshaltung eine undurchdringliche schwarze Wand ist, die wir eigenhändig installiert haben. Eine Grenze, die wir nicht überschreiten können. Das heißt sehr einfach, wenn wir im Leben „erwarten“, tun wir das aus unserem Informationslevel heraus, der so weit unten angelegt ist, dass er eigentlich gar nicht existiert.
Draußen ist schuld?
Erwartungen, ganz genauso wie Entscheidungen, entspringen dem vorhandenen Gedankengut – oder -Schlecht. Das ist alles, was uns an Entscheidungskapazität gegeben ist, an Erwartungskompetenz. Es ist ein Kreislauf. Wir erschaffen mit unseren Gedanken Situationen, malen uns die Folgen aus – völlig inkompetent – und leben diese dann. Bilden uns aber ein, irgendein geheimnisvolles „Etwas“ im „Außen“, würde uns 24 Stunden am Tag schlimmster psychischer Folter unterziehen.
Vergangenheitspuzzle?
All das, was wir leben, stammt natürlich aus unserer Vergangenheit, den Vergangenheitsuniversen, doch darauf haben wir, da sie unbewusst sind, keinen Zugriff, können es nicht sehen. Was unsere Erwartungen nun sind, ist nichts anderes als winzigste Puzzlestückchen, unzusammenhängend, als Grundlage für das Denken in unserem Dasein zu benützen. Wir lassen unsere Figuren nach den vollkommen unzureichenden Informationspartikeln tanzen, die wir auf irgendeine, völlig chaotische Art und Weise, aus dem Chaos zusammengefügt sehen.
Chaos berät Chaos?
Die komplette Herangehensweise ist vollkommen verrückt. Informationen, aus einem Chaos ohne festen Punkt, machen die Grundlagen unserer Entscheidungen aus, die, mit derselben chaotischen Grundlage, aufgrund unserer Entscheidungen entstehen. Die Schroedingersiche Katze beißt sich kräftig in den Schwanz. Seifenblasenillusion in der Seifenblase innerhalb der Seifenblase. Ein prächtiges Schaumbad, sozusagen. Abrundend festgestellt: Alle unsere Erwartungen und ebenso die Entscheidungen spielen sich in einer Illusionskonstruktion ab.
Lücken des Sinnes mit Vorurteilen gefüllt?
Denn – abgesehen von allen anderen Unzulänglichkeiten in unserer vermeintlichen Kommunikation, füllen wir die Lücken, die schwarzen Löcher in diesen Informationsketten, freihändig und in derselben chaotischen Weise mit anderen Illusionen, – unser Vorurteilsdenken.
Sich auflösende Erwartungen?
Was die Kraft der Liebe für ihre Kinder nun tut, in denkbar zärtlicher Fürsorge, ist es, diese Erwartungen aufzulösen. Denn wie könnte eine einzige unserer Erwartungen, geboren aus einem System des Missverständnisses, der Lüge, der schlichten Unmöglichkeit, uns auf den richtigen Weg führen?
Die Wahrheit ist reine Freude?
Unsere nüchternen, negativen, tristen, uns leiden machenden Erwartungen werden fortgespült von der Möglichkeit, von der Wahrheit, des absoluten Liebesgedanken, der keine der Voraussetzungen Deiner fehlgeleiteten „Erwartungen“ gelten lässt. Die Wahrheit ist Jubel. Deine Wahrheit ist Tränen. Die Tatsache, dass Du „wartest“ beweist, dass Du die herrliche Wirklichkeit nicht siehst.
Du denkst Dich klein?
Die Erwartungen machen Dich blind. Vor allen Dingen gehen diese, Deine Erwartungen, von einem Grund der völligen Kleinheit, die Dir in Deiner Selbstbetrachtung anerzogen worden ist, aus. Deshalb können und sind Deine Erwartungen auch sehr klein und unbedeutend. Weil Du sie so betrachtest, wie Du sie, in dieser Konstellation, für Dich angenommen hast.
Keine Erwartungen erfüllen alle Erwartungen?
Es stellt sich also tatsächlich heraus, dass das Zurückschrauben jedweder Erwartung auf Null – das Tor zu allen Wundern der Universen öffnet. Wo es keine Erwartungen gibt, da sind keine Grenzen aufgebaut. Wo es keine Erwartungen gibt, kann die Angst nicht Fuß fassen. Wo es keine Erwartung gibt, gibt es keine Enttäuschung. Ohne Erwartung ist alles Belohnung. Keine Erwartungen – keine Schuld und kein Urteil. Nur Existenz. Zufriedenheit.
Heilige Erwartungslosigkeit?
Doch ist diese „heilige“ Erwartungslosigkeit ist kein Phlegma, kein aktionsloses Dahinvegetieren, kein Stoizismus im realen Sinn. Das Gegenteil. In dieser Haltung liegt die durchdringenste Freiheit des Daseins, die überhaupt möglich ist. Vollkommene Erwartungslosigkeit ist vollkommenes Vertrauen. Und sie generiert Glück.
Erwartung ist Daseinskonzeption?
Es ist klar: Das Fehlen einer Erwartung heißt nicht das Fehlen von Wünschen und Vorstellungen. Lediglich der „Fußboden“ ist ein anderer. Uns muss klar sein, dass eine Erwartungshaltung wesentlich mehr und tiefgreifender ist, als wir das annehmen. Eine Erwartung ist immer eine Daseinskonzeption. Eine Beschreibung Deiner gelebten Realität.
Erwartung generiert Unmut?
Aus der richtigen Perspektive betrachtet ist Erwartung immer Unzufriedenheit. Man mag hier nun Kreativität und Intuition mit hinein interpretieren – doch die gehören zum Bereich der Wünsche und Vorstellungen. Und mag man diese Unzufriedenheit auch als Impuls verstehen – sie bleibt negativ belegt. Und Negativsims als unsere Lebensgrundlage kann nicht das Ziel sein.
Das „IST“ Annehmen?
So taucht das Zauberwort auf: ANNEHMEN. Das „IST“ annehmen. Urteilsfrei, frei von Werten, frei vom vorgeblichen „Außen“. Was nun letztlich festgehalten werden kann: Die Erwartung des „Erleuchteten“, „Wissenden“ ist reine Gewissheit, die über jedes Denken hinaus geht. Darum wird sie hier, in der heiligen Gelassenheit, auch nicht sichtbar. Sie hat sich selbst überwunden.
Fazit
Tatsächlich ist alles Geschenk der Schöpfung, die uns aus unserem Traum erwecken möchte. Wer wirklich versteht, der weiß, dass das Dasein Liebe ist. Es kann, in vollkommen zärtlicher, liebender Auflösung, keine Erwartungen mehr geben. Wirklich „jedwedes“ kann als wunderbares, wertvollstes Geschenk angenommen werden. Die Schöpfung, die Liebe, kennt keinen Zeitbegriff – darum ist jede Erwartung, die aus liebenden Herzen kommt, schon jetzt Wirklichkeit. Wir „können „es“ bloß nicht erwarten“.
Interessant
Wahrnehmung ist zwangsläufigerweise Illusion?
Erwartungen – ein Schlüssel zu unserem Leben?
Die Menschen und die Demut – die Unterwürfigkeit?
2 Antworten auf „Erwartungen“