Ursächlich?
Im rechten Licht betrachtet, vermeint das „Werden“ die Essenz des Lebens schlechthin zu sein. Die Philosophie sieht mit Heraklit und dessen fundamentaler Aussage „Panta Rhei“(Alles befindet sich im Fließen) im „Werden“ einen Faktor der ständigen Verwandlung, sowohl was das angeht, das wir für „Phänomene“ erklären, genauso wie für das, was als „Dinglich“ als Materie, bezeichnen. Parmenides, ein Zeitgenosse, vertritt die Ansicht, nur im steten Sein, im ewigen und Unveränderlichen, läge die Wahrheit. Aristoteles sieht das „Werden“ als initialen Übergang von Kraft zu Aktion. Das Werden sei die Ursache jeder Bewegung. Hegel beobachtet eine Synthese, ein sich Finden von Sein und Nichtsein – welches die Dynamik der Historie ausmacht.
Großes Wort
So ist diese Begrifflichkeit wohl durchaus ein hehres Ding, Großes klingt an, in seinen Buchstaben. So das Streben des Menschen zu „werden“ – dem Göttlichen näher zu kommen? Nun, lassen wir dem „Werden“ seinen großartigen Platz in der Dichtkunst, der Philosophie – der Psychologie. Doch es als Metapher für unser Streben nach der Wahrheit zu verwenden – ist leider nicht zielführend. Vielmehr entlarvt sich die Großartigkeit hinter dem Wort als ein weiterer, gar nicht so plumper, Versuch des Egodenkens, uns in Kleinheit zu halten.
Größer werden?
Es ist dies wohl eine ausgesprochen subtile Angelegenheit – nichtsdestotrotz sie eine grundlegende ist. „Werden“, das heißt – sich zu etwas hin zu verändern. Ein definierter Zustand ändert sich zu einem anderen definierten Zustand. Wenn wir also mit der Begrifflichkeit „Werden“ an unsere Sinnsuche herangehen, implizieren wir, dass uns dieser Sinn fehlt, dass uns dieser Gott fehlt, dass wir Geschöpfe sind, die erst „werden“ müssen, um zu Gott zu finden. Das ist die untergeschichtete Nachricht/Information/Formel: Du bist klein – darum findest Du den Sinn nicht. „Werde erst einmal erwachsen!“
Eingeflüstert
Hier wird die Manipulation offensichtlich, die das Egodenken betreibt. Denn es stellt uns – hast Du nicht gesehen – in die Ecke desjenigen, dessen Gott nicht vorhanden ist, der klein und unbedarft in einer nicht verständlichen Umwelt nach etwas sucht, an dem er sich endlich festhalten kann. Und genauso möchte die Dynamik der Gesellschaft, die Körperwelt, das System des Urteils und der Wertung, uns auch sehen. Ganz generell kann man sagen: Gelungen!
Treppen bauen
Hier wird eine Hierarchie installiert – eine Leiter. Wehren Sie sich dagegen! Verneinen Sie dieses System! Es ist nicht so, dass irgendjemand „werden“ müsste! Wir alle, jeder einzelne Mensch auf dieser wunderschönen Erde – jede Person, die Sie sehen, die Ihnen begegnet – sie alle sind bereits die perfekten Kinder Gottes! Es ist da nichts zum Werden! Es geht vielmehr darum, das SEIN anzunehmen. Und das „Sein“ liegt nur im Jetzt!
Fazit
Alles ist, seit Beginn jeder Ewigkeit, schon fertig, schon längst „geworden“ . Was das Ego, die Sündenwelt Dir zeigt, sind lediglich Reminiszenzen an eine Illusionsvergangenheit. Und wenn es Dich mit seinem „Werden“ in Kleinheit fesselt, dann zeige im Jetzt Deine Liebe. Die Liebe der Schöpfung – sie löst jedes kleingeistige „Werden“ auf – im Unbedingten Jetzt und Hier. Liebe wird nicht – Liebe ist.