Sind Gebete manchmal unsinnig?
Als Erstes, bitte urteilen Sie nicht im Vorhinein. (Es gibt tatsächlich Menschen, die lediglich die Überschriften lesen, um sich dann zu entrüsten) Wir reden von Bittgebeten, nicht vom Gebet im Allgemeinen. Trotzdem wir bestimmt feinfühlig an das Thema herangehen, werden sich wohl dennoch etliche auf den Schlips getreten fühlen.
Beten ist Kommunikation mit der Schöpfung?
Beten – das ist Kommunikation mit der Schöpfung – da kann es keine Regeln, Einschränkungen, „Nutzungsbedingungen“ geben. Was versucht wird aufzuzeigen, ist lediglich die irrtümliche, falsch intonierte Intention eines Gebetes – einer Bitte an Gott, dieses oder jenes geschehen, oder aber auch nicht geschehen zu lassen. Die Liebe hat jeden wirklichen Wunsch eines Menschen längst erfüllt, es gilt lediglich, diese Tatsache zu erkennen.
Bitten heißt Zweifeln?
Bevor wir also richten, sehen wir uns das Bittgebet einmal an. Es ist schriftlich vorwiegend verbreitet in der Liturgie der westlichen Kirchen. Als gebräuchliche Umgangsform der Kommunikation mit Gott, beherrscht es das Denken nahezu aller Menschen. Der Mensch des Westens, auch in seiner Spiritualität, liebt wohl das Direkte. Die Religionen des Ostens, gemeint sind also Buddhismus, Hinduismus und andere Glaubensrichtungen dieser Tendenz, zeigen zum Gebet zwar eine vollkommen andere Auffassung, doch sind direkte Bitten an den Allmächtigen wohl genauso gegenwärtig.
Bittend beten – ein Zeugnis der Verwirrtheit?
Und wem ist es zu verdenken, wenn er im Moment der Verzweiflung, oder ganz einfach, weil ihm irgendeine Sache ganz besonders am Herzen liegt, in einem Gebet den „lieben Gott“ um Hilfe bittet. Nun. Es geht hier nicht darum, irgendeine Gläubigkeit in Bezug auf Stoßgebete oder auch herkömmliche Bittgebete zu verurteilen. Jedoch – wenn man so möchte – ein Bittgebet an die Schöpfung zeugt von tiefster Verwirrtheit, ja nachgerade von Unglauben.
Die Bitte an Gott – ein Trick des Ego?
Man könnte sogar formulieren, so ein Bittgebet wäre ein Hohngedanke des Ego, ein überheblicher Egoismus, der uns weiterhin gefangen halten lassen möchte, in seiner Welt der Urteile und Vorurteile. Wie gelangen wir zu dieser Behauptung? Nun. Was ist das Innerste der Bitte? Eine Bitte an die Schöpfung ist, das Weltgeschehen so laufen zu lassen, dass es im Sinne meiner Bitte passiert. Man könnte nun sagen, das ist naiv, weil, wie würde man denn das Geschehen auf der Welt, nur wegen einer einzelnen Person, ändern? Der Gläubige antwortet, aus tiefsten Herzen, „für Gott ist alles möglich“.
Die Schöpfung ist nicht vollständig?
Und das ist vollkommen richtig! Und genau deswegen ist es überheblicher Egoismus, diese Vertretung des Standpunktes, SIE, der Bittsteller, wüssten, um was Sie zu bitten haben. In erster Linie jedoch, dass Sie mit Ihrer Bitte, voll von dem unbewussten Hohn des Ego, den unausgesprochenen Vorwurf formulieren, die Schöpfung wäre nicht vollständig, man müsse ihr sozusagen auf die Sprünge helfen. Wie vollkommen arrogant!
Die Dualität untermauert?
In der Tat ist also die Bitte an die Schöpfung, um ein konkretes Geschehen, das Zeugnis dafür, dass Sie weiterhin im Dualismus gefangen sind, eine Tatsache, die Sie mit einer Bitte, die Dinge anders sein zu lassen, als sie es sind, noch zementieren. Es geht also darum, dass Sie mit der Formulierung einer solchen Bitte, der Schöpfung aus tiefsten Herzen unterstellen, der Plan Gottes sei nicht vollständig, die Dinge liefen falsch oder sie könnten falsch laufen. Das stellt sie selbst ins Dunkel, denn Sie verleugnen ganz einfach die Liebe und ihre Allmacht. Da ist kein Vertrauen.
Jede Bitte ist bereits erfüllt
Die liebende Schöpfung ist jede einzelne Sekunde des Lebens, ihres Daseins, so wie Sie es sehen können, bei Ihnen. Und in ihrer unendlichen Liebe erfüllt sie jeden Ihrer Wünsche, noch bevor Sie diesen überhaupt formuliert haben. In ihrer Blindheit, in Ihrem ach so vergeblichen Bemühen zu verstehen, (darum erbitten Sie ja) können Sie das aber nicht erkennen. So sind Sie über viele Dinge zutiefst enttäuscht und zweifeln – auch an der Schöpfung.
Was in Liebe erbeten wird, ist bereits wahrhaftig
Maßen Sie sich nicht an, zu verstehen! Vertrauen Sie! Jede Bitte ist Ihnen bereits erfüllt, so sie aus einem reinen Herzen kommt. Verstehen Sie gut, dass die Schöpfung Liebe ist – darum kann Sie lediglich die Dinge der Liebe erkennen – das Böse ist für Sie nicht existent. Das ist ein Knackpunkt! Wenn wir also darum bitten, dies oder jenes möge geschehen, können wir sicher sein, das jeder Bestandteil unserer Bitte, der aus wahrer, nicht egoistischer Liebe existent ist, auch schon Wahrheit ist.
Weg aus dem Chaos
Doch wer von uns möchte beurteilen, was die wirklichen Beweggründe sind, was die tatsächliche Basis unserer Wünsche ist? Und wer könnte ermessen, ob diese oder jene Begebenheit des Lebens, die passiert, nun das gewünschte Ergebnis zeitigt? Einzig die Schöpfung selber – die Allheit – ist da. Unberührt von all dem, in grenzenloser Liebe zu jedem einzelnen Geschöpf. So, in diesem Licht der Dinge, scheint es wahrhaftig nicht angebracht, in Bittgebeten zu versinken.
Die Bitte, Vertrauen zu erlernen
Das richtige Beten, ist Beten – kein Bitten. Die Bitte, die man an die Schöpfung richtet, kann lediglich sein, einen erkennen zu lassen, dass jede Bitte bereits erfüllt ist. Einen zu erlösen, von den Tüchern, welche die Welt uns vor die Augen bindet. Vertrauen benötigt keine Bitte. Die einzige Bitte könnte sein, dieses Vertrauen zu erhalten. Und, noch gar nicht formuliert – ist dieses Vertrauen bereits da. Die Liebe kennt keine Zeit. Wer vertraut, in die Schöpfung, transzendiert darum diese Zeit.
Überheblichkeit?
Es zeugt von großer Überheblichkeit oder tiefgehender Naivität, irgendwelche Bitten an die Schöpfung zu richten. Ein Dank an die Schöpfung, dass alles ganz genau so ist, wie es ist, wäre wesentlich verständnisinniger. Meditation – das Herz zu öffnen – abseits aller Gedanken, das „So sein“ des Lebens annehmen, in der Erkenntnis, dass die liebende Allmacht der Schöpfung für jeden Menschen in vollkommener Zuneigung handelt, sein Geschick regelt, mit dem einzigen Ziel, ihn zu der letzten Wahrheit, der Liebe der Schöpfung zu führen.
Fazit
Vielleicht ist das Gebet als Bitte, wie wir es beschrieben haben, nicht arrogant oder überheblich – vielleicht zeugt es nur von einem tiefen Unverständnis dessen, was Schöpfung, was die Wahrheit ist. Noch wahrscheinlicher ist es pure Angst. Wir haben schon oft über die Schöpfung als die Liebe schlechthin gesprochen. In der Gewissheit, dem Vertrauen in diese Liebe, löst sich die Angst auf. Denn die beiden haben nichts miteinander zu tun. Jede Bitte wird unnötig.
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