Jeder ist käuflich?
Wer ist in seinem Leben nicht schon einmal über diesen Gedankengang gestolpert: Dass des Menschen Gier tatsächlich umwerfend ist, die erstaunlichsten Dinge – und vor allem auch Wesenszüge – ans Tageslicht bringt. Jeder ist käuflich. Obwohl diese Feststellung immer wieder Empörung unter den Denkern hervoruft – bewahrheitet sie sich leider durchaus. Aus Gier werden Morde begangen, Kriege angezettelt, von der Gier lebt unser kapitalistisches Gesellschaftssystem.
Wo ist der Ursprung der Gier?
Woher aber, so wollen wir erforschen, ganz abseits von all der Entrüstung über ihre Allgegenwart, kommt denn diese Gier im Ursprung? Der Beginn des Daseins des Menschen wird in der Bibel ja sehr symbolhaft mit dem sogenannten „Sündenfall“ beschrieben und dargelegt. Weit abseits von der Interpretation der Kirche, geht es hier um den Moment der Entscheidung – aus freiem Willen des Menschen – das, was Gott ist, sei strafend. (Denn, wenn ich den Apfel esse …) Das ist der Beginn des Dualismus, der dualistischen Gedankenkonstruktion, der Aufteilung in Gut und Böse.
Adam und Eva?
Der Gedanke allein, dass es auf der einen Seite gut sei, die Frucht nicht zu essen, auf der anderen Böse (die Folgen kennen wir alle) sie denn doch zu essen – dieser Gedanke allein, ist der Zündfunke für die Kettenreaktion des dualistischen Strudels – der seinen Anfang also in dieser ersten Aufteilung in Gut und Böse findet. Und nun, sind wir doch bereits am Beginn der ganzen Misere angelangt – (dem „Sünden-Fall“ in den Dualismus) können wir doch noch einen kleinen Schritt weiter im Verständnis tun.
Die Gier: Mehr als Alles?
Denn was führt den Menschen, der doch von Gott, von der Schöpfung, von der Liebe, mit allem ausgestattet ist, dass die Absolutheit für ihre geliebten Kinder möchte (also alles – in Liebe) was führt diesen Menschen aus seinem unbeschreiblichen Glück hin zum dualistischen Gedanken? Ihn, dem schon ALLES gegeben ist? Nun – hier taucht sie also zum ersten Mal auf, noch vor der Entscheidung, dass es Gut und Böse und damit einen bestrafenden Gott gibt, einen Schöpfer vor dem man Angst haben muss. Hier erscheint Sie, in Ihrer ganzen Ungeheuerlichkeit: Die GIER.
Entsetzliche Waffe des Egos?
Denn, was möchte der Mensch, der ALLES hat, in seiner Gier? MEHR als ALLES. Er wollte in seinem freien Willen, mit seinem freien Denken, mehr als dieses Alles, das ihm die Liebe gab – (das funktioniert nicht) darum begann er es zu zerteilen, um sich dann vorzustellen, er hätte tatsächlich mehr. Das ist der Grund, warum er – mit der Unterscheidung zwischen Gut und Böse – mit der Aufteilung begann, der Partitionierung, die, in ihrer unheilvollen Dynamik, bis jetzt andauert. „Mehr als Alles“. So ist die Gier also der wahre, durchdringende Ur-Grund für unser Verhaftet-Sein in dieser Welt, so wie es der Buddhist beschreibt, ist die entsetzliche Waffe des Egos, die uns in Fesseln hält.
Unser Leben von Gier durchsetzt?
Das heißt im Folgeschluss, dass unser Leben komplett vom Gedanken der Gier durchsetzt ist, dass die Grundbausteine unseres Denkens hier zu finden sind, sich über, mit, durch, die Begrifflichkeit der Gier definieren lassen. Die Gier ist also einer der wesentlichen Begriffe im Dasein. Und wie bei allen grundlegend wichtigen Begriffen – als Beispiel mögen dienen „Zeit“ „Körper“ oder auch „Sprache“ so ist auch über den Begriff der „Gier“ ein Weg zur „Erleuchtung“ aufgezeigt.
Gier ist erkennbar?
Gier ist ein Verhalten, dass wir festmachen können, zumindest begrenzt. Will meinen, es ist uns möglich, Gier zu erkennen, und – was uns selbst angeht – diese Gier zu überwinden oder zumindest in Grenzen zu halten. Da die Begrifflichkeit grundlegend ist, – wie wir anhand des Apfels verdeutlicht sahen, – führt ihre Demontage auch zu grundlegenden Ergebnissen. Wir lösen uns mit der Auflösung der Gier vom kompletten Ego-Dasein. Verlassen wir also den Bedeutungsraum der Gier, haben wir das Ego endgültig überwunden.
Gier ist das Skelett des Ego?
So stellt sich die Begrifflichkeit der Gier als eine, nachgerade wunderbare, Hilfe dar, ein nicht falsch zu interpretierendes Erkennungszeichen, das uns den richtigen Weg weisen kann. Wo Gier im Spiel ist, ganz egal in welcher Form und ob offensichtlich oder vollkommen untergründig – ist der Weg nicht der Richtige, muss die Option der „Gier“ ausgeschaltet werden, sonst ist das Projekt für den Weg untauglich. Nun ist das, was die Gier darstellt jedoch so umfassend, so durchdringend, dass wir keinesfalls von einem Tag auf den anderen, nicht in einem absehbaren Zeitraum, von ihr lassen könnten. Sie ist das Skelett des Egos. Und haben wir das Ego, damit die Gier überwunden, haben wir auch diese Realität der Vergänglichkeit überwunden.
Gier – erkennbare, zu ändernde, negative Dynamik?
Es ist tatsächlich ein wenig so, als ob die negativen Tendenzen, die uns auf unserem Weg begegnen, die uns selbst zu großen Teilen in der Zeit verkörpern, mit dem Begriff der „Gier“ eine Art Signalfarbe erhalten hätten. Gier ist einfach zu erkennen – und es ist möglich, eben weil sie einfach zu sehen ist, gegen sie vorzugehen. Ein wunderbares, ein ausgesprochen hilfreiches Wort also, dass uns das Ego in seiner Überheblichkeit da an die Hand gegeben hat. Wir können ganz nach dem simplen Motto: „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ unseren Weg zur letzten Wahrheit voranschreiten.
Fazit
Es ist also nicht so, als ob die Schöpfung uns ziel- und planlos durch unser irdisches Dasein taumeln lassen würde. Es sind uns ganz deutliche Signalpfosten für unseren Weg gesetzt. Zeichen, die wir nicht verkennen können, von denen wir, uns selbst gegenüber, nicht behaupten können, wir wären nicht in der Lage gewesen, sie zu sehen und entsprechend zu handeln. Und die Gier hat eine so bestechende Farbe, einen so besonderen Geruch, einen so nachhaltigen Geschmack, dass wirklich jeder von uns sie entlarven kann.
Interessant
Keine Magie? Keine andere Wirklichkeit?