Furchtbares Missverständnis?
„Was Du dem geringstem Deiner Brüder antust, fügst Du mir zu.“ Die Wahrheit lässt sich nicht verleugnen. Und so erstaunt es nicht, dass manche Sprüche aus der Bibel tatsächlich einen profunden Wahrheitsgehalt aufweisen. Die vorgebliche und ausgesprochen nützliche Weisheit, Gleiches mit Gleichem zu vergelten – als Spruch und Wahrheit aus der Bibel allzu oft zitiert: „Auge um Auge – Zahn um Zahn“ ist einer davon. Allerdings – wie so häufig, wenn es um die Wahrheit geht, vollkommen und geradezu schrecklich missverstanden.
Im Licht der Unschuld?
Die Auflösung dieses Rätsels (des kognitiven Unverständnisses) liegt in der zweiten Wortkomposition. „Was Du dem geringsten Deiner Brüder antust, tust Du mir an“. Wie wird dieser Satz interpretiert? Wenn Du gegen Gottes Gebote verstößt, und anderen Ungutes tust, ist das gegen den Willen Gottes. Die Sache stellt sich jedoch so dar: Beide Sinnsprüche bedeuten das Gleiche. Ihre Aussage ist identisch. Und diese Sinnhaftigkeit tut sich auf, wenn wir die Wörter im Licht der Unschuld betrachten, im der Helligkeit der Urteilslosigkeit.
Unsere eigenen Geschöpfe?
Denn, im Licht der absoluten Liebe, der Alleinheit betrachtet, ist jeder von uns der Schöpfer, der Erschaffer seiner eigenen Welt, diese bevölkert, „beseelt“ mit all den Menschen und Dingen, die er in seinem Traum der Vergänglichkeit, Trauer, des Krieges und der Krankheit, der Gier und Verblendung, für sich erschafft – der Traum, den er lebt. So sind diese Traumbilder seine Geschöpfe, – jedes von Ihnen nur Spiegel seiner selbst. In aller Schönheit, in aller Hässlichkeit, in aller Brutalität.
Die liebevolle Unbedingtheit?
In diesem Licht angesehen, aus der Perspektive der liebevollen Wirklichkeit – „wir mit unseren positiven und negativen Gedanken sind der Gott und Erschaffer unserer Welt, es gibt kein Außen“ – erhalten die beiden Bibelzitate eine vollkommen neue, durchdringende Bedeutung. Denn, so stellt sich nun die Frage, wem gehört das Auge? Wessen Zahn ist es? Und wer, so weiter, ist der Gott, dem etwas angetan wird wird, wenn ich „Böses“ gegen meine Bruder tue?
„Meine eigenes, geliebtes, in dieser Welt so nützliches, Auge, dass ich mir leidend selbst heraus reiße, mein eigener, tief verwurzelter Zahn, den ich, voller Schmerzen, mir selbst heraus schlage.“
„Was Du dem Geringsten der eigenen Geschöpfe, dem Spiegel Deiner positiven und negativen Gedankenkonstruktionen antust, das tust Du Dir selbst an, als Teil, (als Anforderung) Deines Weges zum Verständnis der Wahrheit.“
Beliebig ausgelegt in der Welt des Egodenkens
Allzuviel Unverständnis liegt über der Bedeutung dieser zwei Sätze aus der Bibel. In der Egowelt, der Welt des Urteils und der Partitionierung, nimmt ihr beliebige Auslegung – Schablonen gibt es en masse – ein wahrhaft gigantisches Ausmaß an. Durch den tatsächlich so wunderbar einfachen Wechsel der Perspektive aber, was die Auslegung, vielmehr, die wahre Bedeutung dieser Sinnsprüche angeht – tut sich ein gewaltiges Tor auf. Wer begreift, dass wir, als Kinder der Absolutheit der Liebe, auch nur absolut in Liebe sein können – das Alles Eins – der begreift auch, wie allumfassend diese Liebe sein Leben, seinen Lebenstraum, durchdringt.
Universen der Liebe
Alles ist Liebe. Wir erschaffen diese Welt aus purer Liebe heraus. All die Negativismen sind lediglich Gedankenkonstruktionen, die wie schwerer, grauer, klammer Nebel unsere Sicht der Dinge definieren. Alles was dagegen zu tun ist, ist sich auf diese Liebe, die uns doch umgibt, die wir doch selber sind, die doch alles ist, einzulassen. Dann wird sie sichtbar, mehr, wird sie greifbar, wird sie „Realität“ in unserem Leben. Dann verändern wir uns, unseren Sinn, unser Dasein, hin zum Wirklichen, zum Urgrund, zu Schöpfung.
Alptraum der Lieblosigkeit?
Und das Argument: „Es ist in dieser Welt keine Liebe möglich“. zerfällt zu Staub, wenn man es nur probiert, wenn da nur ein ganz kleines bisschen Willen vorhanden ist – die Liebe, die Schöpfung wird dieses „Wenig“ multiplizieren, bis hin zur zeitlosen Herrlichkeit der absoluten Wahrheit. Denn Du selbst bist es, der mit aller Kraft seiner Liebe zurück möchte, in das, was er immer war. Erwachen aus diesem Alpdruck der Lieblosigkeit.
Den Weg aufzuzeigen?
Wir sind also auch mit unseren Gedanken, obwohl wir es in dieser Verblendung, mit diesem Nebel, diesen Lumpen vor den Augen nicht erkennen können, mitten drin im Absoluten der Liebe. Das meint, die Welt, die wir mit unseren Gedanken erschaffen und mit unseren Sinnen dann auch wahrnehme, ist lediglich – auf eine für uns nicht sichtbare, erkennbare, nachvollziehbare Art und Weise, von uns selbst dazu gefertigt – in absoluter Liebe – uns zur „Vernunft“ (dem Gegenteil der „Vernunft“) zu bringen. Uns den Weg aufzuzeigen, uns heraus zu holen. Jeder einzelne Gedanke, jede singular erscheinende Situation, jedes Bild, jedes Drama, jede Koinzidenz – sie alle haben nur den Zweck der Liebe – uns zu ihr zurückzuführen.
Vollkommene Sinnhaftigkeit?
Es zeigt sich hier die vollkommene Sinnhaftigkeit des Daseins, unserer persönlichen Existenz. „Alles hat einen Sinn“. Jede Situation in der wir uns befinden, jede Katastrophe, die uns ereilt, im Großen und im Winzigen, hat Sinn. Ist so beschaffen, dass sie uns die Möglichkeit gibt, in freiem Willen, in vollkommener Eigenverantwortung, auf unserem Weg, auf positive Weise – hin zur Wahrheit der Liebe – voranzuschreiten. Auch wenn wir das nicht begreifen können. Wenn wir wehklagen, über den Tod eines Nächsten, über den finanziellen Ruin, den Verlust einer Liebe – der Existenz.
Fazit
Es geschieht aus Liebe. Aus unserer eigenen Liebe. Das ist der Grundsatz des „Lebens“. Mit dieser Erkenntnis lässt es sich, ohne Angst, mutig, sich vollkommen behütet fühlend, voranschreiten. Was auch immer passiert – ES PASSIERT AUS LIEBE! Und so also, unserem Unverständnis, unserer Blindheit uzm Trotz, leben wir in einer Welt der Liebe,. Nur unsere vollkommen andere, diametrale, dunkle, chaotische, den Tod und die Schuld, das Urteil bejahende Sichtweise, hindert uns daran, mit dieser Erkenntnis zur Freude, zum Glück, zur Liebe zu gelangen.
Interessant:
Unendliches Vertrauen – unendliche Liebe
Gibt es eine “wirkliche, reale” und eine “geistige, spirituelle” Welt?