Das Ego, die Liebe – eine Gedankenfalle?

Gedankenfalle

Der Sinn des Lebens?

Ein ganz grundsätzliches Erklärungsproblem in der Gesellschaft taucht auf, wenn wir von der Liebe in der Spiritualität sprechen. Immer wieder wird sich jeder Mensch fragen, was denn nun der Sinn des Lebens sei. Wenige, einige, begeben sich tatsächlich auf eine ernsthafte Suche. Tatsächlich ist es so, dass man die Antwort auf diese Frage in nahezu jedem beliebigen Esoterik Brevier finden kann. Der Sinn des Lebens ist, egal von welcher Seite, in welcher Konstellation, in welcher Geisteshaltung betrachtetet, immer Liebe.

Sehr einfache Antwort?

Dass diese äußerst schwerwiegende Frage, eine Frage, die unser ganzes Dasein als Hintergrund zeigt, so offenbar tatsächlich simpel beantwortet ist, stellt das eigentliche Problem dar. Liebe. Eine wunderbare Angelegenheit, diese Liebe. Alles in rosa getüncht, sozusagen. Friede, Freude, Eierkuchen. Das Leben ist erfüllt mit Glockenklang oder so ähnlich. Der Partner ist der am besten aussehende, der Schlaueste, der Vernünftigste. Er erfüllt alle meine Bedingungen – oder einige so gut, dass andere vernachlässigt werden können.

Liebe in Bedingungen?

Ein wenig sind wir dem Zentrum des Erkennenswerten näher gerutscht. Die Bedingungen – sie sind es, die Bewegung bringen. Was wir denn schließlich beschließen zu lieben, hat diese oder jene Ansprüche erfüllt, ganz egal wie oft wir verkünden, „es“ hätte uns aus heiterem Himmel getroffen. Das ist nur natürlich – denn schließlich geht es um Alles, um Uns, um unser Dasein, unseren geistigen Standard. Das ist Basis für unser Suchen und/oder Finden.

Urteilende Liebe?

Die Definition, die wir für die Liebe kennen, ist aus dem dualistischen Gesellschaftsdenken gespeist, sie ergeht sich vollkommen im Urteil. Sie ist abhängig und durchdrungen von den Parametern, mit denen wir im Gesellschaftssystem konform gehen. Und das meint Restriktion in vielerlei Hinsicht, das meint Mutation bis zum Unkenntlichen. Sieht man sich als Beispiel lediglich an, was die katholische Kirche aus und mit dem Begriff getan hat – müsste das schon Abschreckung genug sein.

Vollkommen übertriebene Intimität – Hyperintimität?

Es wird eben eine Einstellung zur Liebe gepredigt, die sie beschneidet, zur Einbahnstraße gestaltet, , konfiguriert im Sinne des Kapitals, des Konsums – im Sinne des Machterhaltes. Der Dualismus hat die Liebe portioniert, hat sie mit Grenzen versehen, in Hierarchien gepackt. Zum Spielball von Prüderie und Schwarz-Weiß-Denken, von Hyperintimität und verschrobenen, ja teilweise sogar perversen Ansichten gestaltet.

Adaptiertes Dasein?

Von frühester Kindheit an, von der Mutterbrust weg, wahrscheinlich schon früher, sind wir beschallt vom mahnenden Ton nicht nur der Religion, auch der Industrie, des Staates, die uns unser Welt – und auch Glaubensbild, unser Bild von Gott und der Schöpfung und seinen Gesetzen einpauken. Wir ziehen unsere Schlussfolgerungen, wir passen uns an, wir adaptieren. Wir glauben die Sache zu verstehen oder auch nicht, vielleicht ist uns gleichgültig – jedenfalls akzeptieren und leben wir diese vorgegebene Sicht der Dinge.

Die Lehre der Vergänglichkeit?

Und wenn hier nun von vorgegebener Sicht die Rede ist, dann ist nicht nur das Gebaren als Konsument in der Gesellschaft, als Ameise im kapitalistischen System gemeint – viel mehr und grundsätzlicher: Hier wird uns der Tod gelehrt, der Hass, die Sünde, die Krankheit – das Urteil. Hier wird die Angst gepredigt, die Unterwürfigkeit. Hier lernen wir ein Selbstbildnis, das nur eines ist: Klein. Wir lassen uns ein Joch auferlegen, wir haben uns selbst von dessen Notwendigkeit überzeugt.

Wir leben das Kriegsgeschrei?

All dieses Verstehen, dieses Lernen, die Manipulation, die Werbeslogans, das Kriegsgeschrei, all die ungezählten Ängste in unserem Leben – sie haben uns ein unumstößliches Bild der Welt vermittelt – und das leben wir. Wir leben die Manipulation, die Werbeslogans, das Kriegsgeschrei, all die ungezählten Ängste in unserem Leben. Und was das angeht, was für uns die Liebe ist, sind da vergängliche Werte wie das Aussehen, die Intelligenz, der finanzielle Hintergrund sogar die politische Einstellung ausschlaggebend.

Wahre Liebe nur im Traum?

Die wahre Liebe (so mit Prinz auf Einhorn und einer Schachtel Mon Cheri) haben wir in den Bereich der Träume gepackt. Was wir suchen und finden ist eine von der (momentanen) Gesellschaftsidee abhängige Liebe. Und dies ist zu einem solch gewöhnlichen Zustand geworden, dass wir uns dessen gar nicht mehr bewusst sind. Wir nehmen, für uns, diese untergeschobenen „Liebesbedingungen“, die irgendwie ja auch mit dem Gesetz, der allgemeinen Moral, ethischen Grundsätzen und sowieso immer mit jedweder Religiosität oder Spiritualität zu tun haben, spiegeln sie auf unser Lebensverhalten.

Gefangen im Ego-Liebesbegriff?

Wir sind also vollständig, wirklich ganz und gar in diesem Denksystem der Bewertung der Liebe gefangen. Es ist uns nicht möglich, anderes zu sehen. Weil dies im System selber nicht vorgesehen ist – mehr noch, alles mögliche postuliert und installiert wird, es zu verhindern. Die Liebe ist ein Basisbegriff – wenn wir ihn richtig zu verstehen beginnen, nur anfangen zu begreifen, dass das was wir bisher unter Liebe verstanden und vor allem gelebt haben, wirklich überhaupt nichts mit wahrer Liebe zu tun hat, tut sich ganz erstaunliches auf. .

Eingereiht in die Reihe vor dem Grab?

Doch: Ein Trauerspiel ist es vielmehr, unser Lebensverhalten: ein sich einreihen in die Schlange vor dem unerbitterlichen Grab. Wir denken uns klein, auch in der Liebe. Die Wahrheit aber, die Wirklichkeit, die wir leben sollten, die heilige Liebe, die zur Erkenntnis und Erleuchtung führt – und das ist der Punkt (kognitives Unverständnis?) hat mit dieser Art von „Liebe“ wie sie die Gesellschaft kennt, rein nichts zu tun. Diese Liebe, die Schöpfung ist, zeigt sich mächtig, groß und rein, kommt ohne die Attribute aus, die Urteile, Bedingungen und Grenzen.

Eine sortierende Liebe?

Die wahre, absolute Liebe, die wir als durchdringende Realität erkennen müssen, um zu erkennen, zur Erleuchtung zu gelangen – ist also nicht nur Gegenentwurf zu der von der Gesellschaft postulierten „Liebe“ – sondern REALITÄT. Die Liebe hingegen, die von den Menschen in ihrem Denksystem gestaltet wurde ist ILUSSION. Eine einteilende, sortierende, chaotische, ruhelose, in die Dynamik des Egos ziehende, selbst im Daseinsverlauf vergängliche Liebe.

Das Große wiederfinden?

Alles, was wir zu tun haben, ist uns abzuwenden, von dieser Farce einer „Liebe“ wie sie uns die Menschheit zu verkaufen sucht. Wir müssen das Große in der Liebe wiederfinden. Erkennen, dass sie tatsächlich groß ist – unendlich, alles verschlingend – absolut eben. Wir müssen, als Kind eben dieser Absolutheit, der Schöpfung, der Liebe – die auch wir sind (!) – erkennen, dass sie weit weg von jedem Urteilsgedanken ist, Wertigkeiten schlicht und einfach nicht kennt.

Die wahre Liebe kennt kein Urteil –
die Liebe in der Gesellschaft ist Urteil.

Das Beste draus machen?

Wir leben in dieser Konstellation der Dinge, wir sind gezwungen, mit den bestehenden Algorithmen für Liebe schlechthin zu Rande zu kommen, wir müssen das Beste draus machen und wir tun es auch. Wir tun es, trotz der Parameter, die erfüllt werden müssen. Wir führen in der Liebe das fort, was wir über den kompletten Zeitraum unserer geistigen und körperlichen Entwicklung – überwältigend individuell – aufgenommen haben, gelernt, mitbekommen, geschlussfolgert haben. Doch wir können dies auch anders sehen.

Transzendierung

Natürlich ist der Pfad, den Urteilsgedanken aufzulösen. Dieser “Vorgang”, die Transzendierung der dualistischen Liebesidee – ist in unseren Dasein das immer stärker werdende Gefühl jener fürsorglichen Umarmung der absoluten Schöpfung, der Quelle, der Liebe. Darin wird alles ganz konkret möglich. Wir verstehen zunehmend das alles wir sind und wir lieben uns und alles Erschaffene. Weil es die Schöpfung selbst ist.

Fazit

Die Liebe ist schön. Das schönste auf der Welt, im Universum. Daran ändert auch die Sicht der Dinge im urteilenden, partionierenden, wertenden Gesellschaftsgedanken nichts – das ist das, was wir als so wunderbar empfinden an der Liebe, auch unter den von uns, von den Menschen, geschaffenen Bedingungen. Die wahre Liebe, die Schöpfung scheint eben auch hier ganz stark durch. Alle Versuche des Egoverstandes, auch dies noch bis zur völligen Unkenntlichkeit zu zerteilen, können das nicht verhindern. Nur ein Hauch von Abglanz der wahren Liebe ist es – doch schon dies macht uns jubeln und singen – weinen vor Glück.

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