Der Gnade überhaupt würdig?
Gnadenbrot. Gnädiger Herr. Begnadigen. Das Lexikon sagt: “Die Gunst eines sozial, gesellschaftlich o. ä. Höherrangigen gegenüber einem sozial, gesellschaftlich o. ä. auf niedrigerem Rang Stehenden.” Ganz offensichtlich ist derjenige, dem man Gnade entgegenbringt, dieser Gunst erst einmal keineswegs würdig. Irgendetwas hat ihn dieser Gewogenheit entfernt, etwas hat ihn schlechter gestellt als andere. Da ist also ein offensichtliches Gut und Böse, ein Ungleichgewicht.
Gnade ist Schuldsprechung?
Wir sehen beschrieben, die Gnade im Sinne der Gesellschaft, in der Definition des Urteils, letztlich der Schuldsprechung. Das Wort zementiert Hierarchien. Und es wird deutlich: Gnade kann es gar nicht geben. Wer sich in die Gnade begibt, der unterwirft sich lediglich dem Hierarchiegedanken, der lässt sich sich zum Sklaven dessen machen, was ihn einengt. Und die Freiheit, die ihm die gewährte Gnade gibt, beschränkt sich eben auf den Hierarchiegedanken, ist zudem höchst reversibel.
Schuldig?
Vollkommen deutlich: Wer irgendeiner Art von Gnade im gesellschaftlich definierten Sinne bedarf, der ist offensichtlich der Ansicht, er sei schuldig. Und legt sich somit Fesseln an, die ihn im Vakuum des Dualismus halten. In genau der Struktur, die ihn durch die Gewährung der Gnade eigentlich schuldig spricht. Das ist eine sehr intensive Angelegenheit – doch solange es in unserem Denken jemanden, etwas gibt, dass uns Gnade gewähren kann – solange sind wir auch im Sündengedanken verhaftet.
„Gott verzeiht nicht. Denn er hat niemals geurteilt.“
Freiheit ohne Angst?
Das heißt ganz klar: Es gibt nichts zu verzeihen! Wir benötigen keine Gnade! Das ist eine so große Angelegenheit, dass die allermeisten sie übersehen. Wir sind FREI! Es gibt keinen Grund für irgendeine Angst mehr! Hat ihn noch nie gegeben. Wir sind vollkommen unschuldig! Wir sind diejenigen, die Gnade gewähren – in einem absolut komplexen, allumfassenden Stil. Und an erster Stelle steht, dass wir uns selbst Gnade gewähren, ob dem Gedanken, dass wir ihrer bedürfen.
Gnade ohne Urteil?
Gnade benötigt immer Urteil. Einzig die Liebe ist Gnade (die so groß ist, dass sie nicht mehr „existiert“) ohne jedwedes Urteil. Wir brauchen keine Gnade, weil wir, als Kinder der Schöpfung, der absoluten Liebe, vollkommen sündenfrei sind. Jedwede Anmaßung in diese Richtung, die uns durch Gnade schuldig sprechen möchte, ist nur Spiegel des Gesellschaftsdenkens – mit dem Ziel: „Sie alle zu knechten, zu binden …“
Gnade kommt immer von „Außen“?
Der ganz ursächliche Fehler ist, dass die „Gnade“ immer von Außen kommt. Dass wir uns also in eine Konstruktion begeben, indem etwas, das getrennt im Außen existiert, über wohl und wehe bestimmt. Mitten im Chaos des dualistischen Weltbildes. So, mit diesem Fehler, können wir nicht erkennen, dass es kein Außen gibt. Doch wir sind alles. Wir sind die Universen. Wir sind erschaffende, träumende Götter. Und die Gnade kann allenfalls von uns selbst für uns selbst kommen.
Jede Sekunde mit Gnade erfüllt?
Jede Sekunde, jeder Bruchteil der von uns erfundenen Zeit ist zum Bersten gefüllt mit Gnade, die keiner Definition bedarf. Bevor wir hingehen und von irgendwelcher Institutionaltät Gnade erwarten, sollten wir uns in staunender Dankbarkeit ergehen über all die Gnade, die uns schon gegeben ist. Es ist nicht angebracht, diese Gnade zu zerteilen. Sie ist Ganz. Sie ist ohne Urteil. Und nur als Ganzes kann sie auch wirkliche Gnade sein.
Jeder Atemzug Gnade
Jede Sekunde, jeder Atemzug der uns gegeben ist, ist Gnade, die aus uns selbst, aus der Alleinheit kommt – und der Gedanke der Gnade ist dabei die Auflösung der Anhaftungen, die uns festhalten. Und diese Gnade ist uns, ganz ohne irgendein Urteil, vollkommen gewiss, wir können überhaupt nicht fehl gehen. Wahre Gnade ist keine Gnade – ist das Leben. Die Gnade der Schöpfung, der Liebe, Gottes, ist absolut.
Fazit
Gnade im Sinne des Gesellschaftsdenkens hält uns in Kleinheit gefangen. Sie ist gedankliche Abhängigkeit von Egoprinzipien. Der einzige, der Gnade gewährt, sind wir selber. Gnade im Sinne der Liebe, Erlösung von den Gedanken der Vergänglichkeit und Krankheit, Sünde, und allem anderen, das uns in irgendwelche Abhängigkeiten trieb. Und geben wir diese Gnade, diese Freude, diese Liebe, die wir selber sind, weiter, so mehren wir uns, mehren unser Dasein hin zum Wunderbaren. .
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