Ich finde oft kein Verständnis für meine Spiritualität, fühle mich alleine?
Wie oft hört und liest man, dass die Erleuchtung nur in einem selbst gefunden werden kann, Menschen werden zu Eremiten, legen Schweigegelübde ab, gehen in die „Weltfremde“ ziehen sich in Rituale zurück. Das Bild, das die katholische Kirche von ihrem Erlöser malt, (ganz tief in den Köpfen der Menschheit) ist das eines einsamen Menschen am Kreuz. Die Profile jedweder Propheten zeigen auf, wie abgehoben diese Verkünder einer neuen Wahrheit dargestellt wurden – Wissen trennt – so möchte man meinen.
Na siehste! Alle einsam! Logisch, oder?
Wenn jemand über ein Wissen verfügt, dass für andere nicht zugänglich ist, dann muss er ja irgendwie alleine sein. Das scheint nur allzu begreiflich. Doch genau hier begehen wir einen entscheidenden Verständnisfehler. Denn das Wissen um die Wahrheit, dass die Erleuchtung Pforte für Pforte bereit hält, ist eben das Wissen um die Liebe. So stellt sich also heraus, dass die Ansicht, ein Erleuchteter, oder jemand auf dem Weg dorthin, sei einsam, lediglich eine Spiegelung, eine Projektion unserer eigenen Einsamkeit ist.
Einsam im Chaos der Welt?
Eine etwas konfuse Geschichte. Da steht jemand, auf einer Insel, trocken der Boden, keine Vegetation, trotzdem hat er diese Insel immer bis aufs Blut verteidigt. Er führt auf seinem Eiland einen täglichen Kampf ums Überleben – um die tägliche Nahrung, die Erhaltung seines Standards, sogar Miete muss er bezahlen, für sein Refugium. Immerzu rollen neue Wellen der Angst, der Schuld, der Sünde heran. Und die Zeit eilt. Tempus fugit. Da sind andere Inseln um ihn herum, doch er kann sie nicht erreichen, auch wenn es manchmal so scheint.
Ein Licht am Horizont
Was nun so verdreht an der Story ist: Der Mensch auf dieser, seiner individuellen Insel, in seinem trockenen Garten, sieht dieses Licht am Horizont. Es stammt von dem hell-weißen Segel eines prächtigen Schiffes, dass da auf dem Meer der Liebe, das seine kleine Insel umgibt, kreuzt. Und was denkt sich unser Inselbewohner? „Was muss dieses Schiff sich einsam fühlen!“ Läuft Ihnen auch ein Schauer über den Rücken?
Wie ich es aber drehe und wende – ich fühle mich allein mit einem überragenden Geheimnis?
Einsam und alleine – das sind nochmals zwei Differenzierungen – von denen wir grundsätzlich Abstand halten möchten. Der Knackpunkt dieser Fragestellung, dieser Argumentation ist das Wort „Geheimnis“. Es ist ganz einfach so, dass die Liebe keine Geheimnisse kennt, sie selber auch kein Geheimnis ist. Der Weg der Spiritualität, der Pfad zur Erleuchtung, ist die Straße der Liebe, ist dieser Ozean von sanfter Fürsorge, der uns umgibt – und je weiter wir fortschreiten, desto deutlicher wird uns das – was uns bis dahin, in unserer Blindheit des Weltenchaos, verborgen blieb.
Was wäre das für eine Liebe, was für eine Erleuchtung, die versucht, ein Geheimnis aus sich zu machen?
Wahre Religion kennt kein Geheimnis, keine Magie. Der Pfad hin zu einem anderen Denksystem, das nicht in der Konfusion der erlebten Welt gründet, vielmehr den Weg in die ausschließliche, absolute Liebe bedeutet, liegt für jeden offen. Es ist weder notwendig, sich zu kasteien, noch irgendwelchen magischen Ritualen zu folgen, irgendwelche Formeln zu kennen, irgendwelche Materialien zu erhöhen.
Das Wissen erreicht uns?
Wer die Liebe nur einlädt, wer sie anruft, der wird Antwort erhalten. Dazu ist es weder notwendig, gewisse, nur „Eingeweihten“ bekannte Rituale zu zelebrieren, noch den Katechismus auswendig zu lernen. Es geht hier einfach darum, zu erkennen, dass wir in einer absoluten Liebe leben, hier unsere Insel zu besitzen scheinen. Als Insel getrennt vom Meer dieser Liebe, nur leicht benetzt, befeuchtet. Wir empfinden Angst vor dem Meer.
Liebe ist allumfassend?
Wenn wir uns zur Alleinheit bekennen, zu der Tatsache, dass die Schöpfung Liebe ist, erkennen wir ihr absolutes, allumfassendes Wesen an. Wir erkennen, dass unsere Insel darum ein Fantasiegebilde sein muss, in ihrer Solitarität, dass sie aus Gedankenfragmenten geschmiedet ist, die in Vorurteilen, Urteilen, Bewertungen, Regeln und Manipulation begründet sind. Was wir fühlen, sehen, schmecken, hören, denken – ist Illusion.
Ein gewagter Schritt auf einen goldenen Felsen?
Hier ist er wieder – dieser Schritt in einen Abgrund, der doch zu einem sicheren Stand auf einem goldenen Felsen führt. (Ein Gleichnis aus dem Zen) Wenn wir das Denksystem, welches wir erlernt haben als ein unbedingtes Muss, als eine Überlebensgrundlage, wenn wir dieses Denksystem durch die Wahrheit ersetzen – nämlich die Liebe – wenn wir dies nur im Ansatz erbitten – kommt das Wissen zu uns. Tür für Tür. Unaufhaltsam.
Die absolute Liebe kann keine Einsamkeit kennen
Wer sich wissentlich, lernbereit auf diesen Pfad begibt, wird bemerken, wie sich irgendwelche Gefühle von Einsamkeit und Alleinsein ganz einfach auflösen. Liebe heißt Mitgefühl, meint Vergebung, meint die Negierung aller Unterschiede, bedeutet letztlich die gedankliche Auflösung des Gegenüber als Körper – hin zum eigenen Ich in der Alleinheit. Was du deinem Bruder antust, das tust du dir an. Du wirst ihm Liebe antun.
Fazit
Die Liebe, auch nur in ihrem kleinsten Ansatz, in einem noch so winzig erscheinenden Abglanz, ist doch immer allumfassend und vollkommen ganz. Unser Denksystem, (unser Ego) dass Fehler und Sinn immer im Außen sucht, ist auf der vollkommen verrückten Basis des Dualismus gebaut. So sind wir nur selten und meistens überhaupt nicht in der Lage, die Liebe in ihrer Ganzheit zu erkennen, zu sehen. Die Liebe löst dieses Gerüst, dieses Fundament, dieses Gespinst, das uns blind erhält, auf, ersetzt es – durch sich selbst.
Interessant
Was ist denn das mit der Trennung? Ich dachte wir sind alle Eins?