Geht es um besseren Sex?
Viele Menschen haben nur unzureichendes Wissen, ein Zuwenig an Information über das Wesen des Tantra – so kommt es zu einigen reichlich obskuren Ansichten über das, was Tantra denn nun eigentlich darstellt. Dass es um Sex geht, um besseren Sex, um Liebeskunst – soviel scheint deutlich zu sein. Auch mit spezieller Massage wird das Wort Tantra gerne verbunden. Doch Tantra ist anders – wesentlich mehr.
Ist Tantra eine neue Sichtweise des Lebenssinns?
Dass eine neue Sichtweise der Dinge entsteht, gerade, wenn man sich auf die Ziele des Hinduismus, des Buddhismus – schlicht einer zur Non-Dualität tendierenden Weltanschauung einlässt – kann nicht ausbleiben. Doch auch für eingeschworen spirituelle Geister bietet die so praktische Erfahrung im Tantra vollkommen neue Bezugspunkte. Erfahrung und gewonnene Intuitonsfähigkeiten in der Praxis des Tantra erweitern den spirituellen Horizont nahezu notwendigerweise.
Tantra ist praktische spirituelle Erfahrung?
Die Basis des tantrischen Denken besteht ganz einfach darin, die praktische Erfahrung, den Körper und seine Empfindungen, über, zumindest neben die Erfahrung des Geistes, der Philosophie zu stellen. Den Körper zu einem Schlüssel zu gestalten, der ein Tor zur Wahrheit nach dem anderen auftut. Das erscheint mehr als natürlich, denn schließlich ist es der Körper, der uns auf unserer Reise begleitet. Doch letztlich führt Tantra, das ist das Ziel, weit über den sterblichen, verweslichen Körper hinaus.
Im Tantra muss ich die Welt also nicht aufgeben?
In der Ansicht, dass es keine Gegensätze wirklich gibt, also dem Nicht Dualistischen Denken, wie es der Tantriker „benutzt“ sind die Unterschiede zwischen der von uns erfahrenen, relativen Welt, dem „Samsara“ und dem Nirvana, der transzendierten Welt, nicht vorhanden. Es geht dem Praktiker des Tantra also nicht um Weltfernheit, wie sie in anderen Religionen postuliert wird, sondern vielmehr um dauerhafte Befreiung, ohne dabei tatsächlich vom materiellen Leben Abstand nehmen zu müssen.
Es existieren keine Gegensätze?
Es gibt lediglich das „Universelle Bewusstsein“. Alles, was wir an Gegensätzen erleben, woraus sich die unheilvolle Dynamik unseres Lebensdenken ergibt, ist – wie könnte es anders sein – pure Illusion. Dies ist die letzte Wahrheit, zu der auch das Tantra Yoga uns führen will. Es gilt, trotz der Verhaftung mit der materiellen Welt, eine innere Souveränität im Denken aufzubauen. Das Denken und eben auch der Körper, sind gebettet in eine größere Wahrheit, die uns alle Furcht nimmt.
Glaubt man im Tantra an die Wiedergeburt?
In den indisch-asiatischen Religionen ist die Reinkarnation, verbunden mit dem Begriff „Karma“ eine essentielle Basis ihrer geistigen Haltung. Die Kette dieser Wiedergeburten bildet die ethische Qualität unseres Lebenswandels ab. Ein Entkommen aus diesem Rad des Lebens ist lediglich möglich, wenn wir den Energien der Erleuchtung, der Befreiung ungehinderten Fluss gewähren. Dazu verwendet man im Tantra die Philosophie der Chakren, der Lebensenergie, des Kundalini.
Die sieben Hauptchakren
Den sieben Hauptchakren werden Blätter zugesprochen, je nach der Tradition oder Schule auch Farben. Von den Göttern, die zu ihnen gehören, wollen wir absehen. Jedes der sieben Hauptchakren sieht sich in Verbindung mit einem Attribut.
Als Hauptchakren gelten, von unten ansteigend:
Muladhara
Wurzelchakra mit vier Blättern
Svadhisthana
Sakral- oder Sexualchakra mit sechs Blättern,
Manipura
Nabel- oder Solarplexuschakra mit zehn Blättern
Anahata
Herzchakra mit zwölf Blättern
Vishuddha
Hals- oder Kehlchakra mit sechzehn Blättern
Ajna, Stirnchakra
mit zwei Blättern
Sahasrara
Kronen- oder Scheitelchakra, als tausendblättriger Lotos
Sind die Chakren Bindeglied zwischen Körper und Geist?
Die Chakren haben, jedes für sich, ausgesprochen tiefe Bedeutung. Sie stellen das gedachte Bindeglied dar, zwischen unserer Körperlichkeit und dem der Wahrheit hinter den Illusionen. Wir können die Irrtümer unseres Lebens mit diesem Gedankenhaken transzendieren. Indem wir uns ganz auf unseren Körper konzentrieren, begeben wir uns in jenes „Jetzt“, dass andere Formen der Spiritualität so verzweifelt zu erlangen suchen.
Fazit
Indem wir Unvollkommenheit erkennen – hier eben die Blockade unserer Chakren – ein Terminus, Symbolik – und uns bereit erklären, diesen Irrtum (die Unvollkommenheit) zu bereinigen – indem wir unsere Geisteshaltung ändern – rutschen wir ganz automatisch – mitsamt des Empfindens unseres Körpers – in den Bereich der Transzendenten. Es liegt nur an uns, dies zu intensivieren, zu lernen, zu trainieren – um schließlich das geeinte Ziel – das Ziel jeder Spiritualität – die Erleuchtung – zu erreichen.
Interessant
Praktische Übungen im Tantra Yoga