Eine katholische Idee?
Der Opfergedanke – man könnte fast meinen, er sei eine Erfindung der katholischen Kirche. Die jedenfalls macht sich die unheilvolle Dynamik ganz und völlig grundsätzlich zu Nutze. Ihr oberster Herr in Vertretung durch Jesus, übt sich in dieser Manier ganz vortrefflich. Er opfert sich für uns. Das Perfide scheint seinen Höhepunkt gefunden zu haben. Absurder geht es wahrlich nicht. Doch lassen Sie uns das ein wenig näher betrachten.
Opfer ist Egomaxime?
Wenn man so möchte, findet sich der Opfergedanke als lebensbestimmender Grundsatz, als Maxime unseres Daseins. Das ist nicht richtig, ist keinesfalls die Sichtweise, die zu Sinn führt, weil es die grundlegende Logik des Egosystems darlegt. Der Opfergedanke – vollkommen grundlegend – widerspricht zu 100 Prozent dem Sinn und Ziel der Schöpfung.
Ein Multifunktionswerkzeug?
Nu besitzt diese Idee des Opfers ein ungeheures Potential, man könnte sagen, es ist eine Eigenschaft der Gesellschaftsmoral, ein beliebtes Multifunktionswerkzeug. Das Opfersystem funktioniert auf allen Ebenen. Geht man aber nur ein ganz klein wenig näher an diese Begrifflichkeit heran, tut sich auf, dass es reiner, unverfälschter Opportunismus ist. Und weil wir dieses Vorteilsdenken verleugnen, bewegt uns, ob dem was passiert, Wut.
Opfer heißt Schmerz?
Denn Opfern heißt geben – von dem, was ich mir erschaffen habe, von etwas das von Wert ist – und mir gehört. Und ich gebe als Opfer nicht nur den Wert, sondern in erster Linie den Schmerz, den es mir bereitet, dieses Opfer darzubringen. Man könnte also durchaus sagen, dass die letzte Idee hinter dem Opfer, der Schmerz ist. Ganz klar. Ohne Schmerz kein Opfer. Doch die Schöpfung, die Liebe kennt keinen Schmerz. Verlangt ihn niemals.
Gegensätzlichkeit?
Die Idee der Schöpfung steht ABSOLUT diametral zum Gedanken des Opferns. Man muss hier festhalten, dass wir von einem Opfern in Worten, Werken, Taten und Gedanken reden, keineswegs von einer gesunden Selbstbeschränkung, nicht des gesunden sich Zurücknehmens. Opfern, dies ist zu unterstreichen, ist nie zielführend. Ein selbstloses Opfer, auch wenn es so sinnlos wie jedes andere wäre, wird es dabei nie geben.
Gegenleistung gefordert?
Immer steht ein Anspruch hinter dem Opfer. Ein Anspruch – wohlgemerkt. Und keine Bitte. Denn hier wird – vollkommen im Sinne des Urteilsdenkens, der Wertigkeiten – gehandelt. Ich gebe und erwarte eine Gegenleistung. Auch wenn ich es nicht sage, gar nicht einmal so meine. Dies ist das Prinzip des Opferns. Und mit jeder Opferaktion zementierst Du ein Wertesystem, eine Hierarchie.
Wut auf die Liebe?
Die Liebe, die Schöpfung, sie weiß nicht, was ein Wertesystem ist, sie kennt keine Unterschiede, kennt vor allem kein Geben und Nehmen,-auf dem sich der ganze Wahnsinn dieses Denkkomplexes aufbaut. Wenn du opferst, gibst Du etwas weg, das muss gar nicht einmal dinglich, sächlich sein. Das schmerzt dich. Und Du bist wütend auf das, was Dich zu dieser Aktion „zwingt“ Nämlich der Liebesgedanke – nur in diametral verkehrter Auslegung durch Dein Denksystem.
Nicht zielführend?
Ein Beispiel mag die überfürsorgliche „Liebe“, das Opfer einer Mutter sein, die ihr Dasein hingibt, für ihr Kind. Beispielsweise, ein Leben lang für ihn arbeitet, oder ähnliche Konstellationen. „Liebe“ sagt die Gesellschaft.. Doch es ist die Liebe in der Lesart des Systems. Wahre Liebe, die “richtige“ Liebe, die Liebe aus der Quelle, würde niemals irgendein Opfer verlangen. Sie will, mit aller Macht, dass ihre Kinder glücklich sind. Und sicherlich ist diese Mutterliebe ganz genauso wertvoll und hoch anzurechnen, wie jede Liebestat – nur zielführend ist sie nicht.
Schlüssel zum Paradies?
Was die Schöpfung uns mit aller Macht, die sie inne hat, in Erinnerung rufen möchte, ist, dass wir auf unserem Pfad sind, um zu lernen, dass Liebe alles ist, was wir je brauchen. Liebe, wahre Liebe – und all die wunderbaren Begrifflichkeiten in ihrer Umsetzung, die mit ihr einhergehen: Zärtlichkeit, Mitgefühl, Vergebung … Was nicht alles mehr. Hier liegt der Schlüssel zum Paradies,den wir vor so langer Zeit weg geworfen und doch nie verloren haben.
Du bist das Zentrum?
Und diese Liebe, die Umsetzung genau dieser Liebe, die schließlich zur Auflösung allen Ungemachs führt, die ist bei Dir! Nur bei Dir! Du bist das Zentrum genau dieser Liebe. Niemand und Nichts im Außen hat irgendeine Bedeutung – nur Du bist es der im Zentrum steht. Nur Du trägst die Verantwortung. Doch die Schöpfung, die Liebe ist bei diesem Unterfangen jeden Sekundenbruchteil deiner Zeit mit aller, mit absoluter Liebe, mit Dir.
Fazit
Und der Weg, den Du gehen darfst, der wäre ohne jedes Opfer, wenn Du nicht Deinen Göttern gehorchen würdest, die dich in einem großen Komplex von Opferideen gefangen halten. Halte ein! Die Schöpfung kennt und hört und spürt den Schmerz nicht, den du dir antust! Doch sie weiß um ihn! Du bist so groß in ihr, Du hast es nicht nötig, Schmerz zu empfinden. Niemanden gibt es, dem Du opfern solltest.
Interessant
Ein Gespräch: Die Dynamik unseres Lebens erschöpft sich in Ängsten?