Dschungelpfad

Chaos von Gegebenheiten

Unser Dasein scheint auf, als ein gigantisches Chaos von Gegebenheiten, Aktionen, Urteilen, Vorurteilen, Wertungen, Versuchen und Versuchungen, Angriff und Verteidigung, Flucht. Wir benützen all diese „Dinge“, (das Materielle ist unmittelbar beteiligt) um unser Leben, nach Möglichkeit, angenehm zu gestalten. Wir akzeptieren dabei die von der Gesellschaft aufgestellten Prämissen, versuchen, mit deren Hilfe, unsere generelle Lebensproblematik zu lösen.

Gedankenformationen

Der Buddhismus kennt für die oben beschriebenen „Dinge“ das Wort Formationen. Gedankenformationen. Zwangsläufigerweise sind all diese Begrifflichkeiten und die sich in Kettenreaktion ergebenden Folgeerscheinungen, die wiederum andere Folgen zeitigen etc. lediglich „komprimierte Ideen“ unserer Gedankenwelt. Gedankenformationen. Es ist der Traum des Buddha in uns, eine Welt der Illusion.

Zwei Hälften

Eine bildliche Darstellung im modernen Buddhismus erklärt diese Konfiguration sehr einfach. Wir sehen in unserem Bewusstsein zwei Ebenen. Stellen wir uns die zwei Hälften eine Kreises vor – die untere Hälfte möchte sich „Lagerbewusstsein“ nennen, die obere Hälfte ist das gelebte Bewusstsein in der Körperwelt, der historischen Dimension, in der wir „gefangen“ sind. Beide Hälften sind klar unsere Einheit im individuellen Bewusstsein.

Wachsende Samenkörner

In der unter Hälfte nun, dem „Store Consciousness“ finden wir sozusagen die Samenkörner für all die Aktionen, die in der oberen Hälfte „Wirklichkeit“ werden. Zum Beispiel das Samenkorn der Gier – ist ist da latent als Same vorhanden. Wenn nun dieses Samenkorn günstige Umstände für sein Wachstum geschenkt bekommt, wenn wir es fleißig wässern, wird es zur Pflanze. Es wächst und erreicht allzu bald die gelebte Hälfte unseres Bewusstseins.

Bereits ausgewachsen

Diese eindringliche Bild kann man nun – durchscheinend – für all unsere Gedankenformationen verwenden. Wir haben da einen Garten voller Samen – Hass, Verzweiflung, Zorn, all das Leid ist da – und wartet auf Gelegenheit – oder ist bereits zum ausgewachsen Baum geworden. Ganz genauso aber finden wir die Samenkörner von Liebe, Freude, Vertrauen und Mitgefühl. Sie wachsen, wenn wir uns um sie kümmern, eben in der Art zur mächtigen Pflanze, die bis in den Himmel reicht.

Wir sind die Architekten

Wir sind die Gärtner! Mehr noch: Wir sind Landschaftsarchitekten! Erweitern wir das eben beschriebene Bild ein wenig: Die Umstände jeden Lebens geben den verschiedensten Samen hinreichend Nahrung, um wild und unkontrolliert zu wachsen. Wir haben es also nicht mit einem gepflegten Garten zu tun, sondern vielmehr mit einem (im wahrsten Sinne des Wortes) lebensgefährlichen Dschungel.

Gefährliche Sache

Derartig komplex stellt sich die Daseinssituation für uns dar. Und wie auch in der Natur gibt es hier zusammenhängende Kreislaufsysteme, das eine bedingt das andere, die urteilende, wertende, „Realität“ der Körperwelt schlägt die wildesten Kapriolen, bringt Mutationen und Riesen hervor, „fleischfressende“ Pflanzen, der Großteil der „Flora und Fauna“ ist uns unbekannt, überall lauert Gefahr, die schönsten „Dinge“ entpuppen sich als todgefährlich.

Grausam und undurchdringlich

Und – beileibe nicht nur fast wie im richtigen Leben – stehen wir vor dieser undurchdringlichen grünen Wand eines grausamen Urwaldes, der sich „Leben“ nennt. Dies ist eine sehr lebensnahe Beschreibung, bei weitem keine Metapher, kein Gleichnis. Es ist Eins zu Eins zu übertragen. Zurück: Wir erinnern uns. Wir haben diese Wildnis geschaffen. Wir haben diesen vollkommen chaotischen Wildwuchs zugelassen, ihn vielleicht, bestimmt, noch gefördert.

Sich bedingende Zusammenarbeit

In der historischen Dimension gibt sich die Situation derart, dass wir, um uns unseren Weg durch das Dickicht zu bahnen, unterschiedlich „wertvolle“ Werkzeuge zur Verfügung gestellt bekommen. Die Aktionen in der Körperwelt, der historischen, mit Zeit befrachteten Dimension, sind dabei d’accord mit den Pflanzen, den Wüchsen und Auswüchsen dieses Dschungels. Man versucht mit den Gewächsen umzugehen, sie zu nützen, sie zu domestizieren. Man hat sich resignierend mit ihnen abgefunden, hat sie akzeptiert. Weil wir es nicht besser verstehen, haben wir uns dem Leid ausgeliefert – zur kompletten Gänze haben wir diese Vorstellung vom Leben akzeptiert, mit seiner Vergänglichkeit, all der Lieblosigkeit – und ohne den Sinn tatsächlich irgendwie zu erkennen.

Wir sehen den Urgrund nicht mehr

Was wir in Gänze unterschlagen und vergessen haben, das ist der Urgrund. Das „Store Consciousness” mit all seinen Samen, wie es Eingangs beschrieben worden ist. Ganz genauso aus unserer Erinnerung verschwunden ist, das wir selbst (WIR!) die Gärtner, die Landschaftsarchitekten sind. Wir haben immer noch Zugriff auf die Samen – auf das Wurzelsystem. Was jedoch an dieser Stelle ebenso offensichtlich wird, ist die Tatsache, dass eine Änderung dieser Situation nicht von heute auf Morgen passieren kann.

Wild gewachsen

Wie es sich in der Realität unserer Illusion ebenfalls beweist, ist einem derartigen Urwald, der viel Zeit hatte, sich zu manifestieren, zu verwurzeln, groß und stark zu werden, sich durchzusetzen, – ist einem solchen Wildwuchs der Gedankenformationen – mit konventionellen Mitteln – nur sehr schlecht beizukommen. Doch wir sind die Gärtner, die Architekten, die Schöpfer – und wir haben Zugriff auf die unterste Ebene, auf das Store Consciousness des Systems – wenn wir es nur erkennen und möchten.

Die Samen wieder erkennen

An uns ist es also, den Urwald zu kultivieren. Zuerst ihn zu erkennen. Dazu passt ein Vergleich eines Zen-Meisters, in der auch von diesen Samen in unserem Bewusstsein die Rede ist. Es geht um die Atemmeditation. In der Atemmeditation geht es darum einen stillen Ort in Deinem Denken zu errichten, der in keiner Weise beeinflusst ist, von den Gedankenformationen Deines Denkens. Er ist formationslos. Dies ist, um es erneut zu betonen, eine Angelegenheit des Praktizierens – des Übens.

Ein Platz der vollkommen Stille

Ist es uns einmal gelungen, an diesen Ort zu gelangen, der nichts mit Vergangenheit oder Zukunft zu tun hat, vielmehr das Jetzt ist, der diese Kontrapunkte in sich vereint, sind wir in der Lage – zeitlos – die Konstellation und ihre Einzelteile – die Formationen – zu erkennen, zu benennen, so ihre Nichtigkeit zu verinnerlichen. Die kurze Parabel des Meisters:

Kennen und Erkennen

Kennen und Erkennen

Es gab da einen Händler in Samen – und er kam von einer langen Reise nach Hause, beladen mit Samen aus aller Herren Länder. Und er öffnete einen der Säcke und ließ den Inhalt auf den Holzboden fließen. Es waren Samen der unterschiedlichsten Sorten: Bohnensamen, Leinsamen, Chiasamen, Hanfsamen, Sesamsamen, Kürbissamen und viele, viele mehr. Und er konnte sie alle benennen. Ganz genauso wie dieser Samenhändler, gehen auch wir mit unseren Gedankenformationen vor. Wir sind, von unserem Platz im Hier und Jetzt aus, in der Lage, sie alle einzeln zu benennen.

Leiden in der Zeit auflösen

Das ist unabhängig von der Zeit. Das heißt, wir können in die Ahnenreihe gehen, können die Leiden unserer Väter und Mütter und Geschwister aus der Vergangenheit benennen und damit auflösen. Wir begegnen dem zeitlosen Leid, wir umarmen es, begrüßen es, wir akzeptieren, mehr noch, integrieren es. Unsere tiefe Einsicht lässt es uns in seiner wahren Natur der Liebe erkennen. Und so werden wir unseren Garten erneuern.

Fazit

Wir werden die Samen der Gier, der Verteidigung, des Hasses, des Angriffs, des Neids verdursten lassen, werden sie nicht mehr weiter wässern. Stattdessen werden wir uns mit aller Kraft den Samen der Liebe, der Freude, des Mitgefühls, der Vergebung widmen. Sie werden wir wachsen lassen, sie werden wir hegen und pflegen, auf das sie alle anderen Gewächse überragen. Und wir werden uns an dieser überirdischen Schönheit erfreuen, die schlicht und einfach Nirwana bedeutet.

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