Warum geht es den anderen immer besser und ich habe kein Glück?
Glück, allgemein die Frage der Zufriedenheit – und um diese Frage dreht es sich – ist eine Angelegenheit der Perspektive. Nein. Ich werde Ihnen nicht erzählen, Glück wäre, am Morgen aufzuwachen und gesund zu sein. (Obwohl das stimmt) Der Grund für das, was Sie “Unglück” nennen, ist das Bild, das Sie sich von der Welt gemacht haben. Das Bild der Welt, welches Ihnen aufgezwungen wurde – seine Präambeln, seine Kategorien, die Erfolgsleiter.
Wie wird denn der Erfolg, das Glück gemessen?
Sie kennen die Antwort. Der weltweite gültige Maßstab heißt schlicht und einfach Geld. Das ist zumindest das, was man Ihnen über all die Jahre eingetrichtert hat. “Geld ist negativ, doch es erleichtert die Dinge ganz ungemein”. Und niemand wird Ihnen sagen, sie möchten doch Ihren Erfolg nicht in Geldwerten abbilden – wenn Sie das so möchten. Und wir sind immer noch bei dem Bild der Welt, das Sie sich zusammen kombiniert haben, mit all Ihrem Wissen und Ihrer Erfahrung.
Wie sieht es denn aus, mein Weltbild?
Wenn Sie der Ansicht sind, allen anderen ginge es besser, sie hätten mehr verdient im Leben, abgesehen davon – die Welt geht ohnehin zugrunde an Seuchen und Kriegen – sitzen Sie in einem Boot mit dem Großteil der Menschheit – Ihr Bild des Lebens ist dunkelgrau, jedenfalls in bedrohlichen, düsteren Farben – existenzielle Ängste bedrohen es. Sie schauen aus dem Fenster – sie sehen TV, sind am PC, Handy, sie hören es im Radio. Man redet. So ist ihre Wirklichkeit, die Sie nicht mehr wirklich ertragen möchten.
Wie sehe ich meine Existenz?
Was ist es, das Leben auf diesem Planeten? Ein ständiger Kampf, Vulkane von Leidenschaften jeder Art, Neid, Missgunst, Gier. Ein dichtes Chaos, alles ändert sich jeden Augenblick, da ist keine wirkliche Linie. Würde ein unvoreingenommener Psychiater die Menschheit, das, was sie mit dem Globus anstellt, beurteilen, er käme zu dem eindeutigen Schluss: Wahnsinnig. Und das ist sie auch. Vollkommen verrückt – denn es gibt keine wirkliche Basis, nichts, auf das man vertrauen könnte.
Nichts auf das wir vertrauen könnten?
Das ist mehr als verständlich, denn schließlich besteht die Welt, die wir sehen, die der Einzelne, vollkommen individuell für sich und nur für sich erlebt, aus seinen Gedankenbildern, die wiederum manipulativ geformt sind von der Gesellschaft. Da diese Einschätzungen niemals richtig sein können – denn kein menschliches Wesen könnte auch nur den Bruchteil der Menge an Evidenz für eine auch nur geringfügige richtige Einschätzung aufbringen – ist unsere individuelle Beurteilung der Sachlage, nur allzu deutlich, ganz einfach falsch.
Wie könnte ich Einzelner denn diese schreckliche Welt zum Guten wenden?
Der erste, ganz einfache Schritt wäre dieser: Ersetzen Sie nur ein einziges Wort. “Wie könnte ich als Einzelner denn MEINE schreckliche Welt zum Guten wenden?” Denn es ist nur Ihre Welt, das Leben, das Sie mit Ihren Gedankenbildern gestalten. Darum ist Meditation – die Gedankenlosigkeit – für jeden, der diesem Leben anhaftet, vollkommen essentiell. Das ist ein durch und durch praktischer Ansatz, den jeder, der willens ist, vollziehen kann.
Was ist hinter den Gedankenbildern?
Das Ziel jeder Meditation ist das Loslösen von Gedanken, Gedankenmustern. Von Zwängen und Ängsten, die durch diese Muster entstehen. Am Beginn eines solchen Übungsvorhabens – denn die wirklich vollständige Loslösung, die Vereinigung also aller Gegensätze, benötigt viel Zeit, in der Zeit – wird man versuchen, die Gedanken über die Welt durch ein Mantra zu ersetzen. Dies kann ein gesprochenes oder aufgezeichnetes Mantra, ein Bild, auch eine Figur, ein Farbemuster sein.
Taucht man nun weit genug hinein, in diese Gedankenlosigkeit, löst sich von den Unbillen des täglichen Lebens, erscheint zunehmend ein Gefühl des Friedens, der Behaglichkeit – ja des Glücks. Wirkliche Meditation aber, das Loslassen – und hier sind wir wieder am Anfang – bedeutet auch Vertrauen. Setzen wir unser Vertrauen in das Chaos dieser Welt, in einen ihrer Götzen, werden wir selber zum Chaos, können auch nur Chaos erleben.
Kann man den Grund für das Chaos, dass ich für mich erlebe, in Worte packen?
Durchaus. Es genügt ein einziges Wort, das wirklich alles erklärt. Angriff. Sie meinen, das vollkommen verrückte Chaos, das Sie Ihr Leben nennen, mit Händen und Füßen verteidigen zu müssen. Und welche Verteidigung ist besser als der Angriff? Nun, dieses, Ihr verrücktes Chaos hat keine Basis, nichts darin ist konstant. Sie sind also an allen Ecken und Enden unterwegs, vollkommen unberechenbare Schicksalschläge abzuwehren, anzugreifen, mit dem guten Gewissen, sich ja nur zu verteidigen. Tapfer versuchen Sie, die Windmühlen zu besiegen.
Würden Sie Ihr Leben, das Weltall, die Erde, die Gesellschaft, die Menschen, ohne diese Ihnen anerzogene, aufgehalste, aufoktruierte Gedankenmanipulation sehen – Sie würden in ohnmächtiger, staunender Dankbarkeit auf die Knie fallen – nie mehr würden Sie sich auch nur einen Sekundenbruchteil zurück in die chaotische Verrücktheit wünschen. Sie wären garnicht mehr in der Lage sie zu erkennen – denn sie hat nie exsitiert – ist nur ein Bild Ihrer Gedanken.
Und wozu das alles, wenn ich am Ende doch sterben muss?
Eine Ihrer Fehleinschätzungen. Überlegen Sie mal. Wer hat Ihnen diese Gedankenkonstruktion beigebracht? In welcher Welt hat sie die vollkommen perfekte, abgrundtiefe, bis ins Mark gefürchete Bedeutung? In dem Universum des Chaos, dass Sie selbst aus Gedanken konstruiert haben, die aus sich selbst heraus nur unvollständig, wilde Spekulation in Verrücktheit sein können. Mit der so unwideruflichen Idee vom Tod hat Sie das Ego in seinem Griff der Angst.
Wenn die Idee vom Tod nur Verrücktheit ist – dann leben wir ewig?
Es gib etwas, das über uns Menschen, dem verrückten Konzept der Welt aus Chaos steht. Das uns zärtlich vereint. Es ist die Liebe. Sie ist die Quelle, die Basis. Sie ist absolut. In sie können wir unser Vertrauen setzen – wir lassen uns von der Schöpfung, der Liebe an die Hand nehmen und vertrauen vollkommen – wie ein kleines Kind an der Hand seines Vaters. Und die Liebe ist unser Vater, ist unsere Mutter – wir sind Teile dieser Eltern – wir sind aus Liebe gemacht.
In diesem Vertrauen, das auch gleichzeitig vollkommene Vergebung bedeutet, lösen sich jedwede Ängste auf – sie haben nie existiert. Wir vetrauen in die Liebe, die Schöpfung – wir vertrauen uns selbst, alls Kinder der Schöpfung, die niemals Böses gegen seine geliebten Söhne und Töchter tun würde. Die Liebe hat Leid, Siechtum, Krankheit, Sünde, den Tod – aufgelöst, ihre Nichtexistenz offenbart. Körper beenden nur ihre Funktion – lediglich als Instrument gedacht, die Wahrheit zu finden. Wir sind nicht Körper. Wir sind Geist. Der Schlafende erwacht aus dem Traum – in die ewige Liebe, die keine Zeit kennt.
Fazit
Unbehagen ist etwas sehr persönliches – es entsteht aus einer falschen Sicht der Dinge. Es stellt einen Fehler dar, ein Missverständnis, das aufgelöst werden kann. Wir haben gelernt, dass wir uns unser eigenes Unbehagen basteln, in einer unbehaglichen Welt des Chaos, ohne irgendetwas, auf das wir vertrauen könnten. Geben wir uns aber an die Hand der Quelle, lassen uns von der Schöpfung führen, ohne unsere eigenen, vollkommen irsinnigen, auf die wahrgenommene Welt fixierten Wege durchsetzen zu wollen, werden wir mit allem belohnt, was wir uns wirklich wünschen.