Aufgeben

Aufgeben

Immer negativ belegt

„Aufgeben“ – ganz deutlich ein Begriff, den man nicht gerne hört – in unserer „Leistungsgesellschaft“. Sehr klar, stecken die Attribute der Niederlage, des Unzureichenden, des „nicht in der Lage sein“ darin verpackt. „Aufgeben“ – das verstößt gegen die obersten Prinzipien. „Weinen streng verboten!“ wie es Erich Kästner einst verpackte. Wenn „Aufgeben“ Änderung zum Positiven meint (z.B. mit dem Trinken, dem Rauchen aufhören) (auch hier geht es wieder darum eine „Stärke“ zu beweisen, wie beim Nicht-Aufgeben) betrachten wir es lediglich mit „Wohlwollen“, weil es den vorgegebenen Präambeln entspricht.

Zeichen der Schwäche

Wir sehen also, „Aufgeben“ ist nicht erwünscht. Ist hier, in der „Welt“, eindeutig ein Zeichen von Schwäche. Wobei sich diese Nichteignung für das System, durchaus diametral betrachten lässt. Denn – was ist es, das wir aufgeben, von dem wir Distanz gewinnen zu suchen? Das System selber. Und so wird dieser Zweifel ob der Sinnhaftigkeit dieser Logikkonstruktion – zum Schlüssel jedweder ernstgemeinten Spiritualität. Grundbedingung für die ersten Schritte auf dem heiligen Pfad.

Traurige Erkenntnis

Es muss also vielmehr heißen – das gilt wohl für denjenigen, der die ersten Schritte tut, auf dem Pfad des Verstehens – Weinen ist erlaubt und sogar erwünscht! Denn, wenn man die Sinnlosigkeit, den Chaos des bestehenden Wertegefüges der Körperwelt betrachtet, mehr anfänglich erkennt – kann es durchaus eine große Traurigkeit sein, die man für seine Brüder und Schwestern, empfindet, die, ohne es zu wissen, gefangen in diesen rostigen Ketten sind.

Profunde Ändernung

Weiter stellt sich heraus, dass das „Aufgeben“ gar kein solches ist. Vielmehr werden schlichtweg Zusammenhänge erkannt, will meinen, das, was man für selbstverständlich gehalten hat, löst sich auf, verschwindet aus dem Blick, ist nicht mehr interessant. Hat keinen „Wert“ mehr. Das, von dem wir dachten, es mache unsere Welt aus, wird vom strahlenden Licht der absoluten Schöpfungsliebe transzendiert – und diese Erfahrung erreicht irgendwann einen jeden.

Der Tropfen zu viel

Es existiert ein Kulminationspunkt, der Tropfen, der das Fass der Gedanken zum Überlaufen bringt, das Initial, die „Zündung – das „Aufgeben“. Das kann ein Gespräch sein, ein Bild, ein Text, ein Video, vielleicht ein Computerspiel, eine E-Mail. Eine Meditation. Das wohlwollend annehmende, akzeptierende Verständnis des Durchschnittsmenschen für eine Welt der Vergänglichkeit, der Kriege und der Krankheiten, macht nun einer anderen Sicht der Dinge Platz.

Die „Ja!“ – Welle

Denn, das was dieses System hergibt – eben diese Attribute, die wir erleiden, von Tod über Gier zu allem Leid der Welt, sind sicher nicht von der Schöpfung, die reine Liebe ist, gewollt, erschaffen. Doch wir besitzen einen freien Willen. Es ist unsere Entscheidung – und wir können uns in jeder Sekunde unseres Lebens anders entscheiden. Und immer mehr Menschen sagen „Ja!“ Denn das, was wir hier, in der Körperwelt, erleben, ist weit entfernt, von jeder Freude, von Glück und Liebe, die doch unsere Grundbedürfnisse und die Wahrheit sind. .

Lösen

Aufgeben – das heißt für den Suchenden Abstand nehmen, von den Gesetzen der Gesellschaft, mehr noch – sich von jedem, tatsächlich jedem Gedanken zu lösen, die doch Urgrund sind, für all das Ungemach, das wir so ausgesprochen freiwillig ertragen. Aufgeben – das meint, die vorgebliche Kontrolle abgeben, ausruhen, entspannen, sich zurücklehnen, die Dinge sich selbst überlassen. Aufgeben – und in die „Gedankenlosigkeit“ des Vertrauens abwandern – so ist das erste Ziel.

Geschichtlein

Zu diesem Begriff des „Aufgebens“ gibt es nun eine nette kleine Geschichte aus der buddhistischen Historie.

Es lebte einst in einem kleinen Dorf an der Küste ein Mann alleine mit seinem Sohn – der ganze Stolz des Vaters. Die junge Mutter war bei der Geburt gestorben. Es begab sich nun, dass der, trotz seiner relativen Jugend, angesehene Kaufmann, geschäftlich für eine kurze Zeit auf Reisen gehen musste – den Sohn ließ er in Obhut einer Tante. Als er nun nach einer Woche in das Dorf zurückkehrte, fand er es vollkommen zerstört – von Piraten gebrandschatzt. Er lief in die niedergebrannte Siedlung zu dem, was von seinem Haus noch übrig war, sah er auf der Schwelle einen Knaben liegen, den das Feuer getötet hatte – ganz klar sein Sohn. Er brach zusammen.

Der Kaufmann beerdigte den Körper in einer großen buddhistischen Zeremonie, die Asche des toten Kindes verwahrte er in einem Leinenbeutel, den er von da an ständig über der Schulter trug. Er schwärzte sich die Stirn und versank vollständig in tiefer, bitterer Trauer. Das „Leben“ hatte ihm seinen liebsten Freund, seine Liebe, seinen Sohn genommen.

Nun saß der Mann eines Abends, versunken in leidvollen Gedanken, im Halbdunkel seiner mit Trauerflor ausgestalteten Wohnung vor dem Altar, den er in Erinnerung hatte errichten lassen. Da klopfte es an der Tür. Es war der Sohn des Mannes, der den Piraten entkommen war, die ihn entführt hatten und der nun zu dem neuen Haus seines Vaters gefunden hatte.

Der Mann hörte in seiner Andacht das Pochen erst nicht, als dann die Kinderstimme rief:
„Mach auf Vater, ich bin es, Dein Sohn!“

da dachte er, die Jungen des Dorfes wollten ihm einen üblen Streich spielen. So öffnete er die Tür nicht – und sein Sohn gab irgendwann auf.

Und gerade so wie dieser Kaufmann, tragen wir unendlich viele Säcke mit Asche mit uns herum. Und wir öffnen dem Kind der Wahrheit die Türe nicht.“

Säcke voller schwerer Asche

Tatsächlich laufen wir mit ganzen Rucksäcken und sämtlichen vorhandenen Taschen, prall gefüllt mit Asche, durch unser Leben – verzweifelt und erschöpft, ob des Gewichts. So sieht man deutlich, dass die „Ablehnung“ , das Verneinen, die Distanz, die der Buddha meint, das Leiden ist, diese Aschegedanken, die wir schleppen, die uns hemmen und deren aufgehender Staub uns vollkommen die Sicht nimmt – auf die Wahrheit, die Wirklichkeit. Wir trauern um unseren Sohn. Auch wenn er quicklebendig ist.

Immer umsorgt

Wenn wir begreifen würden, dass dieses „die Kontrolle abgeben“ uns eben nicht in einen Abgrund stürzen lässt – sondern dass wir auf wundersame (!!!) Art und Weise aufgefangen werden – in jeder Sekunde unseres Daseins beschützt, gehütet, umsorgt sind. TROTZDEM das (anfänglich) anders aussehen mag! Doch – wer nur die Liebe um Hilfe bittet – in Vertrauen, das aus dem Herzen kommt, – dessen noch so leiser Ruf wird gehört.

Vernunft taucht auf

Wir werden vernünftige Entscheidungen treffen, um das zu erreichen, was wir erstreben: Ein Leben in Frieden und Liebe. Und auch wenn dazu Änderungen notwendig sind, die (auf den ersten Blick) ausgesprochen einschneidend aussehen, (den Job aufgeben, Wohnort wechseln … und, und, und … ) so gehen wir unseren Pfad nun in allertiefstem Vertrauen und werden wahrlich überreich belohnt – in einer Intensität und einer Art und Weise, die über unser Begreifen weit hinaus geht.

Fröhliche Begrüßung

Diese vorgebliche „Aufgeben“ ist ein Öffnen unserer Arme, der Bau eines Altares – doch für die Liebe, für die Schöpfung, den Frieden, die Freude. Du entschließt, in Deinem Leben nunmehr das zu tun, was DU liebst, was Dir gefällt und Spaß macht … in Mitgefühl und staunender Dankbarkeit für eine wunderschöne Erde, deren eingeborener Sohn Du bist. Du lehnst es ab, mit den Säcken der Asche der irrelevanten Gedanken und Logikonstruktionen, bis an die Grenzen Deiner Belastbarkeit beladen, leidend, Deinen Weg zu gehen.

Fazit

Wenn Du erkannt hast, dass all die Dinge, die aus Deinem Denken stammen, nur Illusion sind, ein Machwerk Deiner Ideen, eine Verblendung, Blindheit, aus dem dualistischen Weltbild geboren, geschmückt mit der unwiderruflichen Vergänglichkeit, geboren aus der Trennung von Subjekt und Objekt, von Gott und den Menschen – verwandeln sich die Säcke voller Asche in solche voller sanfter Federn, die, freigelassen, im Frühlingswind verwehen.

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Thich Om
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