Selbstverständlich – Selbstwertverständnis?

Selfimage Selbstverständlichkeit

Gesellschaftsdefinition

den Erwartungen entsprechend · der Erwartung entsprechend · erwartbar · erwartungsgemäß · erwartungskonform · gewohnt (Adverb) · naturgemäß · natürlich · natürlicherweise selbstverständlich· trivialerweise · verständlicherweise · wenig überraschend · wie erwartet · wie zu erwarten (war) · wie üblich logischerweise …

Fließend

So beschreibt „man“ die Begrifflichkeit „selbstverständlich“. Ein Terminus, der durchaus der näheren Betrachtung Wert erscheint. Eine „Eigenschaft“ der Selbstverständlichkeit, ist ihr „fließendes“ Wesen. Ihre Existenz im Kontrapunkt. Was für den einen eine „Selbstverständlichkeit„ ist für den anderen sein körperliches, psychisches Ende. Ein auffallendes Fehlen jedweder „Norm“. Tatsächlich?

Vollkommen persönlich

Ist es möglich, die „Selbstverständlichkeit“ irgendwie „festzunageln“? Es stellt sich heraus, dass sie zunächst vollkommen subjektiv, individualistisch, privat, aufscheint. Will meinen, nichts ist per se „selbstverständlich“, alles hängt immer von unserer ureigenen, inneren Entscheidung ab. Ein „Doch“ stellt sich in den Weg: Die Machthierarchien der Gesellschaft haben unser „Selbstverständlich“ gekapert, gekidnappt, okkupiert.

Es gibt kein Normal

Ein wahres, ein wirkliches, ehrliches „Selbstverständlich“ kann es in dieser Gesellschaft, aus der puren Definition der Sache heraus, nicht mehr geben. Die Gesellschaftsstruktur selbst steht im Weg. „Selbstverständlich“ – das ist nah verwandt mit dem „normal“ unseres Sprachgebrauchs und aus den selben Gründen im Ursprung inexistent. Wir sind nun trotzdem in der Lage, partitionierend, zumindest zu erklären, es müsse, grob gesehen, zwei „Selbstverständlich“ geben, eines sehr persönlich, das andere das des Gesellschaftskonsenses.

Selbstwertverständnis?

Was uns zu der unvermeidlichen Frage führt, ob ein solches „persönliches“, „individuelles“, „intimes“ „den Erwartungen entsprechend – der Erwartung entsprechend“ überhaupt (noch) vorhanden ist? Kann es, betrachten wir uns die durchdringend wirkende Wissens- und Machthierarchie der Gesellschaftskonstruktion, noch ein solches „privates“ Selbstverständnis geben? Ein „Selbstwertverständnis“? Die Tendenz ist sicherlich negativ– zeigt, Jahrtausende umspannend, die Unterdrückung eben dieser „Freiheit“.

Unterdrückt

Diese „Pression“ des intimen „Selbstverständnis“ findet auf vielen Ebenen statt. Und man kann durchaus postulieren, dass dies die „Depression der Gesellschaft“ ist. Denn von einem wie auch immer grundlegenden „Freien Willen“ in der Beschreibung eines „Selbstverständnisses“ kann, in der Struktur unseres gelebten Weltbildes, keine Rede mehr sein. Wir definieren uns in Begrenzungen. Jedes vermeintliche „Selbstverständnis“ ist im Hintergrund aufoktroyiert.

Selbstverständlichkeiten im Außen halten uns blind

Ein persönliches „Selbstverständlich“ setzt einen „Freien Willen“ voraus – und mit dem ist es bei uns nicht weit her. Unsere Aufgabe im Dasein ist es, die wahre, die wirkliche Selbstverständlichkeit zu finden, abseits der Regularien, Algorithmen, den Gesetzen der Körperwelt. Denn hier verschwinden, ersticken wir zusehends unter den Fäden, welche die, doch nur vorgeblichen „Selbstverständlichkeiten“, in unserem Leben ziehen. Gleich stabilen Stahlbetonpfählen rechts und links des Daseins-Weges, so dicht aneinander, dass kein Durchkommen.

Vollkommene Machtbefugnis

Kann dieses, im Außen errichtete „Selbstverständlich“ (wenig überraschend – wie erwartet“) – das immer das von fremden Mächten sein wird – uns so bestimmend in unserem „Lebenswollen“ bewegen? Eine ehrliche, tiefgehende, Eigenreflexion zeigt schwärzeste Untiefen auf. Von „uns selbst“ bleibt da herzlich wenig übrig. Zum einen sind die „Selbstverständlichkeiten“ in der von uns betrachteten, wahrgenommen und interpretierten Natur „vorgegeben“, zum anderen erwachsen sie aus der Gesellschaftslogik.

Kein intimes „Selbstverständlich“ übrig

Was bleibt da noch an „intimen“ „privatem“ Selbstverständnis? Es gilt also ganz offensichtlich, unser eigenes “wie üblich, logischerweise“ wieder zu finden. Ein wahres, ein ehrliches, wirkliches Selbstverständnis, dass sich nicht in vorgeblichen „Gut und Böse“ definiert. Unser Außen, so konnten wir feststellen, ist von „fremdbestimmten“ „Normalitäten“ übernommen (will meinen das Selbstverständnis zum Beispiel des Konsumverhaltens etc.). Das wahre „Selbstverständnis“ kann nur auf dem Grunde unseres Herzens liegen, in unserem Inneren.

Die Zeiten der „Welle“

Der Weg, der Pfad, der gerade in unseren „hoch schwingenden Zeiten“ von allen Möglichen Glaubenskommunen verkündet wird – im Grunde die Basisidee des Buddhismus – ist die Transzendierung unserer Anhaftungen. Ein schier unerreichbar scheinendes Unterfangen. Doch – wie überaus brillant, herzzerreißend wunderschön – die tatsächlich hinter “Allem“ existierende, zärtliche, Dynamik der Schöpfung. Denn, wenn wir nur verinnerlichen, dass unser ureinziges Selbstverständnis die Liebe ist – werden sich tatsächlich alle anderen (nur vorgeblichen oder falsch interpretierten) „Selbstverständisse“ vor unserem Geist verbeugen.

Fazit

Das absolute Selbstverständnis ist die Liebe. Wer das für sich akzeptiert, verinnerlicht, vergeistigt – wer dies lebt, den halten keine irdischen Bande mehr. Der ist wahrhaft ewiglich gesegnet. Ein Buddha. Ein Bodhisatwa, dessen einziges Bestreben es ist, diese Wahrheit zu verkünden, zu lehren. Ein Erleuchteter, der die einzige, die absolute, Dynamik der Schöpfungsliebe verstanden hat. Es wäre so einfach

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Angst Gott

Infragestellung des eigenen Selbstverständnisses?

Mit allzu großer Selbstverständlichkeit wird ab und an vom Leser solcher Schriften (wie es auch dieser Text ist) verlangt, von seiner bisherigen Sichtweise Abstand zu nehmen, ja, sie zu verleugnen. Das Ziele jeder Argumentation ist es immer, das Denksystem des anderen zu ändern. Das gilt ganz generell in dualistischen Kommunikationsgebahren. Ein erster Schritt hin zum großen Verständnis, ist also die Infragestellung des eigenen Selbstverständnisses, des eigenen Denksystems.

Gold und Diamanten

Vokabeln der Denkstruktur?

Die Auflösung bestehender Denkarchitektur muss aus diesen Strukturen selber heraus passieren. Das will meinen, die Schöpfung, die versucht, verstehen zu machen, benützt das bestehende Denksystem, um mit unendlicher Geduld und von außerhalb dieser Begrifflichkeit, eben diese Struktur der Überzeugungen aufzulösen. Dieser Vorgang, das Aufdämmern der wahren Liebe, hat kein Initial, kennt keine Zeit, ist alles durchdringend – passiert in jedem Augenblick. Es ist unsinnig, ihn in den Vokabeln der Denkstruktur, in der wir verhaftet sind, zu suchen.

Macht der Worte?

Es ist unbedingt so, dass Worte eine gewisse Macht besitzen. Sie können Bilder vor unseren Augen heraufbeschwören, können der Grundstein sein, zu weiterer Einsicht, welche das nächste Tor, zum Verständnis hin, öffnet. So liegt in manchen Texten, – wir erinnern uns nur an die Poesie eines Rainer Maria Rilke – eine Kraft, die ganz betörend ist. Die Metaphern des Zen sind ein anderes Beispiel.

Der Golem und die Angst

Und es begab sich vor langer Zeit, dass die Menschen eine Figur Ihres Schöpfungs- und Lebensverständnisses bauten. Sie schufen diese bildhafte Gestalt in einer großen Gemeinschaft der Erde, alle zusammen. Jeder gab ein wenig Frieden, Bewusstheit, Achtsamkeit, Vertrauen, Dankbarkeit, Mitgefühl, Wissen, Kreativität, Intuition, ehrfürchtiges Staunen, Vergebung, Liebe, sein Jetzt.

Was entstand, war eine Figürlichkeit, wie Gold und Diamanten glitzernd, glänzend, von unbeschreiblicher Schönheit. Und jedem der zu ihr aufsah, nur an sie dachte, schenkte sie ein tröstendes, gedankliches Bild ihrer Liebe. So lebten die Menschen lange Zeit im Glanze ihrer eigenen Göttlichkeit – bis die Angst in ihr Denken einzog. Sie sahen das Abbild ihrer göttlichen Tugenden in Gefahr, fürchteten um seinen Bestand.

Aus diesem Denksystem heraus nun, erschienen die Horden des Feindes. In ihrer Furcht, die übermächtigen Gegner würden die Herrlichkeit der Statue erkennen, sie zur Beute machen, verhüllten sie die Figürlichkeit sorgfältig mit Lehm, erschufen einen plumpen Golem, einen ungestalten Götzen. Der Feind, die Angst, drang ein – und tatsächlich erkannte sie die wahre Pracht der Statue nicht, ließ sie unberührt.

Der Feind blieb und wurde zur Normalität. Zur Realität. Bald vergaß man, dass die Figur, die weiterhin der Anbetung diente, einst ganz anders ausgesehen hatte. Mit den Jahrhunderten gestaltete sich der Lehm zu Stein, Vögel nisteten in kleinen Bäumen, die auf seiner Oberfläche wuchsen. Dann aber geschah es. Als ein besonders andächtiger Mönch gerade, in Meditation vor der Staue versunken, dasaß, erschütterte ein gewaltiges Beben die Erde.

Der zu Stein gewordene Lehm löste sich vom kleinen Finger des Lehmkolosses. Der Bruder erkannte das, was unter der Felsschicht verborgen lag. Fein ziseliert, leuchtend strahlend, unvergleichlich in seinem Glanz. Als er sich wieder gefasst hatte, rief er aufgeregt seine Mitbrüder, um ihnen diese außerordentliche Entdeckung zu zeigen. Doch – soviel er auch deutete, erklärte, hinwies – sie vermochten nicht zu erkennen, was ihm offenbar war.

So trat er an die Figur heran, versuchte mit viel Kraft die Steinschicht zu entfernen. Bald aber wurde ihm klar, dass er nur das winzige Stückchen, dass von ihm selber in dieser Figürlichkeit steckte, von der dicken Schicht, die es umgab, befreien konnte. Nur er es erkennen konnte. Die Figur in ihrer Ganzheit wieder zum Erstrahlen zu bringen, das war lediglich in Gemeinschaft Aller möglich. Und so machte sich der Bruder, unsterblich geworden, durch den kleinen Blick in das Strahlen der Schöpfung, auf den Weg, allen die Wahrheit hinter dem Lehmgolem zu erklären. Und er heißt Jesus, Buddha, Mohammed und hat viele Namen Erleuchteter angenommen.

Th. Om

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