„Du Arschloch!“
Ein Wort, nicht umsonst wird es „Schimpfwort“ genannt, das, in einem gewissen Tonfall, einer bestimmten Situation ausgesprochen, durchaus beleidigend wirken kann. Es geht also um eine Beleidigung. Wenn wir uns die Sache betrachten, was anderes als ein Urteil, eine Einordnung also, ist das? Es stellt ein perfides Urteil aus einem noch perfideren Denksystemsystem dar, welches alles grundsätzlich verurteilen muss, was nicht in die Schablone, das Konzept passt, – welches für „Richtig“ steht.
Angriff entsteht immer aus Angst
Eine Beleidigung ist – ganz grundsätzlich ein Angriff. Ob dieser Angriff nun Angriff genannt wird, oder Verteidigung – er entsteht immer aus Angst. Es gilt die Grenzen dessen, was man sich zurechtgelegt hat, zu verteidigen. Und jeder Versuch anderer, sich diesen Grenzen auch nur zu nähern, wird mit Angriff/Verteidigung beantwortet. Aus Angst, mit allen zu Verfügung stehenden probaten Mitteln des Moments. Die Angst aber begründet sich in Verwirrung.
Ein Leben in Erklärungsschablonen
Wir versuchen, mit Erklärungsschablonen wahrzunehmen – unser Leben entsteht aus ihnen – und eine Schablone ist nun einmal, was sie ist. Nämlich absolute Begrenzung, gewollte Formgebung ohne Spielraum. Die Verwirrung entsteht, wenn die vermeintlich so stete und allumfassende, grundlegende Wahrheit, die uns als Leitfaden dient – eben dieses schablonisierte Bild, aus vollkommen unzureichenden Informationen zusammen gebastelt, sich als durch und durch chaotisch und unbeständig erweist.
Dynamik der Angst
Dies scheint die Dynamik des Lebens zu sein: Angriff und Verteidigung von Schablonen, die kurze furchtbare Erkenntnis, dass alles lediglich Chaos ist – daraus erneut resultierend Angriff, Verteidigung des Körpers, der verinnerlichten Egobilder – alles zusammen gehalten von einer Unmenge an Angst in allen Facetten, gekrönt durch das Wissen um den unvermeidlichen Tod, begleitet von Krankheit und Alter.
Hexenkessel der Urteile
Wie, so drängt sich die Frage auf, soll auf diesem Schlachtfeld der Angst, voll von Gräben und Begrenzungen, basierend auf Schuldzuweisungen, Zorn und Urteil, – wo soll hier die Liebe Platz finden, die Liebe, die kein Urteil, weder positiv noch negativ, kennt? Wo in dieser Gedankenstruktur sollte sie ein Daheim finden? Die Schöpfung, die Liebe, gewinnt diesem sinnlosen Gezeter nichts ab, trotzdem sie still und unbemerkt in unserem tiefsten Inneren, mit ihrer leisen Flamme leuchtet.
Negative Egostrukturen auflösen
So ist es denn an uns alleine, es ist unser Denken, es sind unsere Gedanken, die wir transformieren müssen. Diese Denkstruktur des Urteilens aufzulösen, welches sich einbildet, die Schöpfung angreifen zu können, ja überhaupt in der Lage zu sein, sie auch nur im Geringsten zu erkennen. Wir müssen der Liebe einen Altar in unserem tiefsten Inneren anbieten. Einen Platz, der ihrer Glorie würdig ist.
Das Ego kämpft mit aller Härte
Da dies aber ein Platz außerhalb jeder Dualität ist, wird das Ego entsprechend mit Entsetzen reagieren. Es wird, in Angriff und Verteidigung gefangen, das, was da vielleicht zu sehen ist, was so schön aufleuchtet, für einen winzigen Augenblick, sofort partitionieren, mit Etiketten versehen, beurteilen, einordnen. Dann nimmt es die Einzelteile und zerlegt diese weiter, bis nichts als hohle, sinnlose Gedankenhüllen vom heiligen Ganzen übrig bleiben.
Bedingungslose Liebe löst das Ego auf
Doch gegen die bedingungslose Liebe ist das Ego ohnmächtig. Darum ist die Angst der Menschen so groß. Sie fürchten die Liebe, weil sie ihr Ego genauso bedingungslos leben – und dies wäre das Ende des Egotraumes, der aus Schuld, Urteil, Sünde, Strafe, Vergänglichkeit und Leiden besteht. Weil sie aber dies alles nicht verstehen, suchen die Menschen in den Denkstrukturen des Egos, in vorgefertigten Schablonen, die wahre Liebe zu finden. Und scheitern allesamt kläglich.
Fixiert auf den Körper?
Diese Suche nach der Liebe über die Wahrnehmung ist in vielen Fällen so gebunden durch Egoideen, dass die Körperlichkeit absoluten Vorrang hat. Ein grausames Spiel mit der Zeit hat dann begonnen. Doch selbst wenn der Punkt erreicht ist, an dem verstanden wird, dass der Körper nur Instrument ist – und eine im Vergleich sehr untergeordnete Rolle spielt, sind es doch noch immer dualistische Egoideen der Körperlichkeit, des Urteils, der Angst, die uns grundlegend manipulieren, uns begrenzen und in Verhaltensschemata, Schablonen pressen.
Gesellschaftsformate
Die große Angst in unserem Leben ist letztendlich nur die Furcht davor, nicht in die gewünschte Schablone zu passen, eine andere zu bevorzugen, mit einer nicht gewollten unterwegs zu sein – also die Angst, falsche Dinge zu tun, die nicht zu dem gewünschten Format, den von der Gesellschaft postulierten Standards passen. Wir fürchten uns vor dem, was wir als Leben betrachten. Und jede Sinnsuche in dieser Denkstruktur schlägt unweigerlich fehl.
Die Wirklichkeit außerhalb des Traums
Sinn heißt Wahrheit – eine Wahrheit, die über jeder Verurteilung steht, weil sie absolut ist, darum kein Gut und kein Böse, kein Schön und Hässlich kennt. Wie könnte eine solche Wahrheit auch nur das Geringste zu tun haben, mit dem Denken der menschlichen Gesellschaft, wie es sich präsentiert – gefangen im Traum der Vergänglichkeit, der Schuld, der übergroßen Angst? Doch brennt in jedem Einzelnen von uns dieses Licht, es ist niemals erloschen. Die Liebe, nur der Versuch zu lieben, wirklich zu lieben, löst dieses Denkmuster auf.
Die Liebe vernimmt jeden Ruf
Nur die winzige Bitte, die kleine Bereitschaft, die Liebe, in ihrer Wirklichkeit, einzulassen, genügt. Die Schöpfung, die Liebe hört diesen Ruf, und sie erscheint – langsam – so dass du nicht Gefahr läufst, verrückt zu werden, dir die prächtige Wahrheit aufzutun. Tür für Tür. Hin zu einem Verschwinden der Angst, der Auflösung von Angriff und Verteidigung als auch der Idee der Vergänglichkeit.
Fazit
Dies ist dein Weg – denn diese kleine Bitte hast du längst getan – und die Liebe, die Schöpfung hat deinen Wunsch seit Beginn der Zeit bereits erfüllt. So ist dein Ziel denn längst erreicht – denn du bist der du bist – nur verschleiern die Egostrukturen, wie traurige Dunkelheit, das zarte Strahlen der mächtigen Wirklichkeit, dass doch immer zu spüren ist. Gib, was du an Liebe hast, und dein Ruf ist vernommen – mehr ist nicht notwendig, die Liebe wird dich umfangen.
Interessant
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