Denken

Auflösung

Die Quintessenz wahrheitlicher Spiritualität ist das Auflösen negativer Gedankenkonstruktionen – das heißt, im spirituellen Sinne, ihre Transzendierung durch die Erkenntnis, dass es keine Singularität von Gut oder Böse gibt, vielmehr, das eine das andere bedingt. Es geht also keineswegs darum, sich auf eine Seite zu stellen, auf die von Gut oder Böse – sondern vielmehr durch die Einsicht dessen, dass sie sich selbst bedingen, ihre Präsenz in Bezug auf unser Selbst zu transzendieren.

Die „Vor-Stellung“

Doch was ist Denken? Letzten Endes der manipulierte Abgleich von vollkommen subjektiven Informationen – in deren Zentrum wir uns befinden. Es existiert in der deutschen Sprache ein dem „Denken“ sehr ähnliches Wort. Es heißt „vorstellen“ „Vor-stellen“. Sich etwas vorstellen. Etwas vor Etwas stellen. Das ist es, was wir mit unseren Gedanken tun – wir stellen sie vor die Wahrheit – und zwar so dicht gedrängt, dass nichts mehr anderes zu sehen ist.

Nicht existenter Schalter

Das alles hört sich ausgesprochen naiv-mechanistisch an -„förmlich“. Die Gedanken, die abgestellt werden müssen – das Ergebnis dann zwangsläufig das Licht – die Er-Leuchtung. Leider suchen wir den entsprechenden Schalter vergeblich. Der Pfad – zuvorderst ist er Tendenz – freier Wille – kann sich nur in der Zeit bewahrheiten. Man könnte jedoch das Bild zeichnen eines „Lastenschalters“. Ein Schaltmechanismus, der mit einer Waage verbunden ist.

Große Aufgabe

Je mehr an Wissen und Wollen, an liebevollem Tun, in die für uns für wertvoll befundene Richtung, wir auf diese Waagschale werfen, desto eher wird sich unser Wunsch nach Erkenntnis bewahrheiten. Das hat kein Ende und setzt sich fort bis zur Auflösung des physischen Körpers. Angesichts dessen, was das gigantische, wertende, urteilende Fundament dieser Gesellschaft ist, stellt dieses „Tun in Liebe“ eine riesige Aufgabe dar.

Fesseln

Was ist das Fundament, welches wir erkennen können, das wir in unseren Köpfen bewahrheiten? Gier, Machthunger, persönliches Vorteilstreben, Mitleidlosigkeit, Zorn, Rachsucht, Neid, – die Anhaftungen, die Gedankenformationen, die der Buddhismus so trefflich definiert, machen unser innerstes Wesen als Mitglieder dieser, unserer menschlichen Gesellschaft aus. Dies sind die Stricke, die uns fesseln, „bewegungslos“ im Leid halten – und sie scheinen so manifestiert zu sein, dass wir ihr Vorhandensein (wissentlich oder unwissentlich) ignorieren.

Selbstschau

So steht also am Beginn jeder Wandlung unweigerlich das Herantreten an Sich selbst. Wir müssen uns sehen können – in diesen Verwicklungen, gefesselt von ebenjenen Stricken unserer Gedanken. Selbsterkenntnis. Was lebe ich? Finde ich mich in Gier, Machthunger, persönlichem Vorteilstreben, Mitleidlosigkeit, Zorn, Rachsucht und Neid wieder? Wo ist die Liebe in meinem Leben? Was ist Liebe für mich?

Fazit

Diese dringenden Fragen sollten in einem stillen Raum, abseits des Gesellschaftslärmes gestellt werden. Und sei es lediglich ein ruhiger Platz in einem Park oder sonst wo in der Natur – dies ist bereits vollkommene Praxis der Meditation – und wenn wir offen zu uns selbst sind, ist es uns möglich, uns einigermaßen klar zu verorten – und dementsprechend leichter an Veränderungen herangehen zu können. Denn das, was wir in ehrlicher Sicht über uns selbst erfahren, drängt uns, es zu ändern.

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