Der Blick auf die Welt

Erleuchtung

Was sieht der „Erleuchtete“?

Eine der brennendsten Fragen, die jedoch nur selten auch gestellt wird, ist die, nach dem Befinden einer Person, die „erleuchtet worden“ ist. Eine Antwort ist lediglich in annähernder Art und Weise möglich. Grob gerastert angesehen, müsste sich in der Präsenz einer solchen Persönlichkeit „der Sinn es Lebens“ finden. 

Projizierte Lösung?

Wir projizieren unsere Sinnproblematik, mitsamt augenscheinlicher, aber unverständlicher Lösung in das, was wir uns für das Wesen dieses Menschen – ist er denn noch Mensch? – erdenken. Soweit also unsere Sicht der Dinge, die vollkommen von unserem Glauben, unserer Überzeugung abhängen. Wir erblicken in ihm denjenigen, der „es“ “geschafft“ hat. Soweit es uns zu erkennen gegeben ist.

Eine umwälzende Änderung?

Die unbeantwortete Frage aber lautete: Was sieht dieser „Mensch“, wie gibt sich die Umgebung, die Menschen, das Dasein schlechthin, für ihn, den vorgeblich „Erleuchteten“? In vielen Definitionen wird man die Aussage „Vor der Erleuchtung ist nach der Erleuchtung“ finden. Das trifft lediglich in sehr relativer Weise zu. Will meinen – Dadurch, das sich nichts ändert, ändert sich alles. 

Paradox positiv?

Es wäre schwer verwunderlich, wenn eine solch mächtige Dynamik, wie es es der Liebesgedanke im Urteilsdenken ist, nicht irgendwelche, grundsätzlich positiven Veränderungen bewirken wurde. Ursächlich ein Paradox bleibt alles, vollkommen verändert, zur Gänze dasselbe. Ein komplementärer Sog, ein Vakuum im Strudel des illusionären Zeitbegriffs. 

Prämisse der Wahrheit?

In der Sicht des Erkennenden tun sich, sehr einfach, die Grundprinzipien der Wahrheit auf. Dies ist ein durchdringendes, ein allumfassendes Geschehen. Ein Bild wäre – Blasen, gefüllt mit dem Odem der Erkenntnis und all ihren Attributen steigen aus der Quelle Deines Denkens empor. Wenn sie an die Oberfläche Deines Denkens gelangen – der Daseinspfad ist an die Zeit gebunden – setzen diese Blasen das Aroma und die Realität der Liebe frei. Das verändert Dich und Dein Denken – damit die ganze Welt und alle Universen. 

Unverändernde Änderung?

So ist Dein Dasein dermaßen verändert, dass es bereits nicht mehr verändert ist – die Definition jedoch durch Worte kann hier hier nur fehl gehen. Ist ein humanes Gehirn in der Lage, sich zu verdeutlichen, dass jeder Atemzug des Windes, jeder Sonnenauf – und Untergang, jede Pflanze, jedes Tier, jedwede Aktion, jedes Gebäude, jeder Krieg, jeder Mensch, lediglich seine eigenen Schöpfungen sind? Dass er alle Verantwortung trägt, der alleinige Gott ist?

Der Weg zur Erkenntnis ist lang?

Nun – man könnte freihändig konstatieren, dass dieser Gedanke zumindest gewöhnungsbedürftig ist. Und hier hüpft der Punkt der Bedeutung – die Gewöhnung, das Lernen, das langsame, schrittweise verinnerlichen. Das Erinnern an die alte Melodie. Die Erkenntnis ist ein Lernvorgang in der Zeit. Und, um es uns einfacher zu machen, uns Sicherheit zu geben, erfahren wir auf unserem Daseinsweg diese Grundprinzipien der Schöpfung, der Liebe, als vollkommen real, „Wunder“, die passieren, zeigen uns jeden Tag unseres Daseins ein wenig mehr, dass wir auf dem richtigen Weg sind. 

Rekonstruktion?

Tatsächlich könnte man das Bild eines Menschen nach einem Schlaganfall zeichnen. Er erwacht aus dem Koma und ist gezwungen, seine Kommunikation vollständig neu zu erlernen. Verständlicherweise, nachvollziehbar, kann das nicht innerhalb eines Tages funktionieren. Doch das Lernen erfolgt von ganz alleine, es gibt keinen anderen Weg – und jeder Mensch beschreitet ihn. Unsere fortschreitende Erkenntnis, die Tore, die sich für unser Bemühen auftun, „verkürzen“ diesen Zeitraum.

Wunderbares Abbild der Ganzheit?

Wen wir uns das Ziel jeder Spiritualität betrachten, nämlich das Aufgehen in der Alleinheit, die Schau des Ganzen, so wird auch blass erkennbar, was denn nun die Perspektive des Erkennenden ist – Er sieht das Ganze, hat in seinem Geist die Trennung abgelegt, erblickt seine Brüder und Schwestern, seine Geschöpfe ohne die Attitüden der Partitionierung. Nur so kann er sein Mitgefühl transzendieren. 

Sein in Gewissheit?

Es ist dies ein glückliches Schweben in vollkommener Gewissheit, sich zärtlich umarmenden Vertrauen, die alles atmende Kommunikation. Im gesegneten Gewahrsein dieser Gesamtheit gibt es keine Schuld. Es ist, als ob all die Filter, die das Leben in Grautönen abbildeten, nunmehr von Zauberhand zu den herrlichsten Farbkonstellationen finden wurde. 

Keine Distanz mehr in der Distanz?

Das, was die Schöpfung ausmacht, nämlich die Ganzheit, kann mehr und mehr erkannt werden. Das erschafft einen Raum des Friedens, der angstfreien Gelassenheit, Heiterkeit. Es existieren eine Konflikte, keine Rangordnung gibt es in den Wundern – denn es ist erkannt, dass wir aus Gott und auf immerdar vollkommen in und mit ihm sind. So „ist“ der wahrhaft erleuchtete ganz einfach. Nicht mehr und auch nicht weniger. 

Lächeln wieder erlernen?

Lächeln – wir lernen erneut zu lächeln – Lächeln zu geben und zu erhalten – ein ehrliches, zärtliches Lächeln, voll vergebendem Mitgefühl. Das wundervolle Gefühl, in die weichen Decken einer fürsorglichen Schöpfung gebettet zu sein – gänzlich ohne Furcht und in kindlich naivem Vertrauen in den Vater. Die Gewissheit, lernen zu dürfen, das Verlangen, Deinen Geschöpfen die Freiheit wieder zu erinnern. 

Fazit

So ist die Schau des Erkennenden eine inwendige Schau in der Distanz – ein zärtlicher Blick auf die Figuren eines Traums. Und sein Bestreben ist es immer, diesen Blick auch für seine Geschöpfe, seine Brüder und Schwestern aufzutun. Das ist der einzige und liebevolle Auftrag, der ihn erfüllt, der ihm Freude und Glück auf allen Ebenen dieses unseres Daseins schenkt. So ist jedes Bild der Welt für den Schauenden reine Dankbarkeit.

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Heilige Dynamik?

Wir sind, durch unsere wunderbare Existenz in unserem Dasein, in eine anwachsende, dauerhafte Verschiebung unseres Erlebens, unseres Wahrnehmens eingebunden. Dies ist eine heilige Dynamik, die für jeden einzelnen von uns letztendliche Erleuchtung, die alle Universen und mehr umspannende, ewige Schau bedeutet. Was meint das nun im Erleben unseres Alltags? Einfach ausgedrückt heißt das die alles übergreifende Auflösung von Vorurteilen. Lebendiges Vergeben im Jetzt.

Transformiertes Erkennen?

Erkenntnis verändert mit uns zusammen die Welt. Sie transformiert das gelebte, gefühlte, wahrgenommene Dasein, welches uns die Welt beschreibt. LIVE! Wir ändern uns – mit uns ändert sich die Welt. Das ist so einfach, scheint aber nahezu jedem als derartig offensichtliches und wunderschönes Erleben, dass es in die Schublade des Unmöglichen, des nicht erlebbaren, des Wunders geschoben wird. Wo es, in Angst verpackt, den richtigen Moment, den „heiligen“ Augenblick abwartet. Zeit existiert nicht.

Selbsttätig?

Die Grundweisheit aller Spiritualität sagt, dass man auf den Mond nur deuten könne, nur auf ihn hinweisen – die Reise dorthin aber muss jeder Wanderer des Lebenspfades selber tun. Nun, diese Verschiebung des Erlebnishorizontes, hin zum Ewigen, zum Liebenden, zum überglücklich Staunenden ist, so könnte man mit leisem Lächeln sagen, ist, als ob der Mond von ganz alleine näher käme.

Offenbarung?

Das Himmelreich offenbart sich. So einfach. Und weil wir jeden Augenblick unseres Daseins geleitet und behütet sind, in unserem freien Willen, aus unserer Quellwahrheit heraus zu handeln, – unser Leben durch die unfassbare Gnade der Schöpfung, der Liebe, ganz genau so allumarmend ausgerichtet ist, sind wir mit entsprechenden Lerninhalten konfrontiert, deren Wahrheiten in uns dann eben konkret und live, mitten in unserem gelebten Jetzt und Hier Dasein, die Verschiebung des Erlebnishorizontes ausmachen. Die Schleier fallen.

Wahrnehmung löst sich auf?

Nicht die Wahrheit, deren Bestand in Absolutheit die Zeit negiert, ändert sich, sondern die Basis Deiner Wahrnehmung. Der erkennt, der absorbiert, in lächelnden Gleichmut, gleichermaßen jedwedes Urteil, ist in seinem inneren Blick aufgegangen, in jenen winzigen Abglanz der Alleinheit der Schöpfung, den ihm sein heiliges Gemüt erlaubt, schon während seines Daseins in einer körperlichen Hülle, zu erkennen. Der Mönch fegte vor seiner Erleuchtung den Hof des Klosters und fegt ihn im Glorienschein seiner Erkenntnis. Dieser Klosterhof, verstehen wir das richtig, war bereits vor der Erkenntnis des Mönches ein Paradies, doch dann erst erkannte er es.

Ein neues Gewahrsein?

Hin zur Erkenntnis ist dieses Erleben ein (erneutes) Gewahrsein von Formen und Farben, Bestandteilen der Natur, Offenbarung von Zusammenhängen, Sichtbarwerdung der Strukturen, Befreiung von Nichtigkeiten, Kleinlichkeit. Der Frieden, die Fürsorge, ist bereits Wirklichkeit – und Dir ist gegeben, dies zu atmen – zu verinnerlichen –‚zum lebendigen, freudig strahlendem Botschafter dieser allerletzten, alles umarmenden Wahrheit zu werden.

Gelöster Lebenskrampf?

Als ob eine verkrampfte, immer zum Schlag bereite Faust sich löst – sanft das Leben zu streicheln, es zu liebkosen beginnt. Ein Knoten, von zarter Hand entknüpft, das Wasser des Daseins, bis dahin aufgestaut, sich gewaltig in sein ursprüngliches Bett ergießt. Der Blinde sieht, der Stumme frohlockt und der Gelähmte tanzt. Und er ist nicht alleine, mit seiner Freude, die ganze Welt verändert sich – hin zu Blumen.

Fazit

Die Verschiebung des Erkenntnishorizontes ist stabil – er bewirkt nachhaltige Auflösung der urteilenden Gesellschaftsstruktur – irreversibel. So nähern wir uns auf unserem Daseinswege –‚ vollkommen unausweichlich, bedingt durch die Absolutheit des Liebes-Schöpfungsgedanken – mittels der Änderung dessen, was wir erschaffend wahrnehmen – der letzten Wahrheit, dem heiligen Augenblick, der Erkenntnis.

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