Unsere Geduld muss sich lohnen
Ein unschuldiges Wort, möchte man meinen. Doch ganze Dimensionen verbergen sich. Was heißt „Geduld“ aufbringen? Es meint, dass wir, obwohl wir der Ansicht sind, die „Sache“ könnte „längst erledigt“ sein, Gnade vor Recht ergehen lassen – und warten. Alles andere wäre Ungeduld oder eben – wissendes Warten. Wir unterdrücken also diese Ungeduld – indem wir Geduld „aufbringen“. Immer werden wir dabei unser Ziel vor Augen haben. Denn: „Geduld“ muss sich lohnen.

Fordernde Geduld ist nicht förderlich
Wie so oft zeigt sich hier, mit nur ein wenig Aufmerksamkeit, schon in diesen ersten Sätzen, die simple Ursache dafür, dass „Geduld“ häufig nicht belohnt wird. Die Geduld, die fordert, die unbedingt erwartet, die Gewinn ziehen möchte, aus der aufgebrachten, der verschwendeten Zeit, wartetet nicht der Sache wegen – was immer es aus sein mag – sondern in klarem, opportunistischem Vorteilsdenken. Das sind Dinge, die die Schöpfung nicht sehen kann.
Simple „Geduld“ ist nicht “spirituell“ genug?
Betrachten wir uns die Begrifflichkeit im Lichte der Spiritualität, fällt zuerst sein grundsätzliches Nichtvorhandensein auf. Der Begriff der „Geduld“ hat hier einen abgeschmackten Klang, scheint irgendwie zu grob, zu deutlich, vielleicht. Nein. Hier redet man vielleicht von Vorbereitung, in gewissen Sinne von Achtsamkeit, von Transzendierung, von Meditation, wird sich über die Nichtbedeutung der Zeit bewusst. Geduld in ihrem eigentlichen Sinn scheint nicht vonnöten zu sein.
Es nützt nichts, am Gras zu ziehen
Tatsächlich mutet es an, als ginge es auf dem Pfad der Erlösung stets fröhlich voran – Geduld aufwenden zu müssen, scheint dabei nahezu ein wenig „blasphemisch“. Doch – sehen Sie es im Licht der Vernunft: Ihr Erdenweg mag bereits 30, 40, 50 Jahre dauern – seit wann ist Ihnen die Idee der Erlösung wirklich bewusst? Nun – in diesem Zeitraum haben Sie tatsächlich Geduld – fordernd und erwartend, ganz in oben erwähnter Ausprägung, bewiesen, die Konjunktive, die Präferenzen und Algorithmen dieser Welt zu lernen.

Spanne des Verinnerlichens
Es wäre nur verständlich und nachvollziehbar, wenn nun, um diese Dinge wieder zu „entlernen“, ihre Nichtexistenz tatsächlich zu verinnerlichen, die ganz genau gleiche Zeit – oder sogar noch wesentlich länger, aufgebracht werden müsste. Die wunderbare Wirklichkeit der Schöpfungsliebe steht jedoch davor – zu unserem Besten – sie kürzt ab. Doch ist das Fehlen der Geduld, ihr semantisches Nichtvorhandensein im spirituellen „Sprachgebrauch“, das ständige gedankliche Fordern von „Wundern“, „Zeichen“ – Rückschritt darf nicht sein – ein grober Hemmschuh auf dem Weg zur Erlösung.
Hinsetzen und abwarten
So grob, wie das Wort auch daher kommen mag: Es ist unbedingt gefordert, in unserem spirituellem Dasein. Geduld: Hinsetzen und abwarten. Sehr archaisch, sehr simpel, sehr primitiv. Setz Dich auf Deinen Hintern und halt die Klappe. Du bist nicht in der Lage diese Aktion zu verstehen, jede Intervention gestaltet die Situation nur noch diffiziler, Du schadest Dir selbst – also übe dich in archaischer Geduld. Niemand möchte, dass Du der Erlösung nachläufst. Du würdest Dich nur verirren.

Hausgemachte Geduld
Dieses Verharren, dieses Nichteingreifen, das Nichtstun, die „Nonintervention“ – die friedvolle Gelassenheit in vollkommener Gewissheit – dies ist nicht anderes als einfache, handgemachte, sehr menschliche, keineswegs irgendwie „spirituelle“ „Geduld“. Nicht mehr und nicht weniger. So versucht uns die Schöpfungsliebe auf den Boden der Dinge zurück zu holen. Geduld, so soll man wissen, ist die Mutter der Erleuchtung.
Zwei vollkommen unterschiedliche Systeme
Er existieren zwei Welten. Die eine ist geprägt von Gier und Hass und Leid mit nur vorgeblicher Freude, die andere ist die reine, unbedingte Liebe. Wir müssen ihre Diametralität, die Tatsache, dass sie sich vollkommen unvereinbar gegenüberstehen, akzeptieren. Wir hören und lesen Texte, die uns das Nirwana und den Weg dorthin beschreiben, die uns erzählen, wie die Liebe dort in Wahrheit beschaffen ist – sie breiten die wunderschöne Geschichte von Schaf und Wolf auf einer weißen Decke aus – und es ist die Wahrheit – doch es ist die Wirklichkeit aus dem noch nicht erreichten paradiesischem Zustand.
Wir leben in unserer „Realität“
Es stellt nicht die Wirklichkeit in der uns erlebten, mit unseren Sinnen wahrgenommenen „historischen Dimension“ dar. Und in dieser Konstellation des Geistes wird der Wolf nicht viel von dem Schaf übrig lassen! Wir können diese „neue Erde“ nicht einfach mit Texten und intellektuellem Verständnis herbei zaubern. Solange unser Geist der alten, jahrzehntelang einstudierten, Hierarchie anhängt, leben wir in unserem Dasein die „Formgedanken“ des Gesellschaftssystems.

Immer noch verhaftet
In dieser Befindlichkeit – man könnte mit viel gutem Willen noch statuieren „zwischen den Welten“, also durchaus noch verhaftet in die Algorithmen des „Gut und Böse“, ist es ein äußerst schwieriges Unterfangen, zu verinnerlichen, was sich hinter der unlogischen Logikkonstruktion unserer sogenannten „Welt“ verbirgt – so werden wir immer wieder auf unsere alten, über Jahrzehnte auswendig gelernten Verhaltens- und damit Denkmuster zurückgreifen. Und stolpern.
Es gibt kein „Gut“ und „Böse“
Es ist durchaus nicht so, dass die Beschreibungen, die Anleitungen, die Offenbarungen des nondualistischen Gedankens in unseren modernen Zeiten nicht der Wahrheit entsprächen. Hier liegt ganz deutlich jede „Wirklichkeit“. Dies stellt die wahre Realität der Schöpfung dar. Es entspricht einer absoluten Wirklichkeit, dass wir, als Kinder der Schöpfung, reine Liebe darstellen, dass uns ewiges Leben zueigen ist. Trotzdem gibt es Kriege, trotzdem sterben Freunde.
Unsere Logik ist urteilsbestimmt
Das Urteilslose, die Quelle allen Seins, die Schöpfungsliebe, kennt das „Urteil“ nicht. Unser gesamtes Denken aber stammt aus dem „Urteil“. Wir besitzen also offensichtlich nicht die Fähigkeit, die heilige Wirklichkeit der Schöpfung zu erkennen. Es sind uns auf dem Pfad mehr und mehr Einsichten, Erkenntnisse geschenkt. Doch wer unter den Menschen könnte behaupten, er hätte tatsächlich sein urteilendes, vergleichendes Denken abgelegt?
Unschuldige Kinder in der 3 D Welt
Alle Schriften bezeugen, dass das Nirwana nicht erreicht werden, ehe nicht auch das letzte lebendige Wesen zur Erlösung gefunden hat. Wir sind – eine deutliche Sache – nicht in der Lage, diese Anforderung in unserer gelebten Wirklichkeit zu heben. Wir können nicht die Last der Erde auf unseren Schultern tragen. Mit unserem, aus dem urteilenden Denken entstandenen Handeln aber, können wir an unserer Gefangenschaft nur wenig ändern. Wir sind hilflose Kinder. Ungeduldige Kinder.
Entspannt
Und so – in unserer Erkenntnis der Hilflosigkeit, des Unwissens, in dem Wissen aber, das eine absolute Liebeskraft uns auf die richtige, die helle, die Lichtseite führt, ganz ohne dass wir irgendetwas großartiges unternehmen müssten – können wir warten. Ganz einfach geduldig warten. Nichts weiter. Es ist keinerlei Anstrengung, als der Wille zur Liebe auf diesem Erdball notwendig. Unsere „Geduld“ ist vollkommen unschuldig und heilig.
Geduld heißt annehmen
Geduld ist Akzeptanz. Wir akzeptieren die von uns zum Teil erkannten Strukturen, „wir finden uns damit ab“, dass wir noch auf dem Weg zur Erkenntnis sind – und keineswegs bereits erwacht. So findet unsere „Geduld“ auch in diesem „Raum“ statt. Sie setzt sich mit den Ungewissheiten, der verrückten Logik des Gesellschaftsdenkssystems auseinander, findet hier ihre Berechtigung. Es ist in dieser Hinsicht eine durchaus „menschliche“ Geduld.

Fazit
Die „Geduld“ die wir so aufbringen ist achtsam, tätig, offenherzig, sie ist prall gefüllt mit liebevollen Gedanken, Taten und Werken. Sie ist eine „Geduld“, inmitten des dualistischen Gut-Böse-Lebenschaos, die Wandel bedeutet. Eine transformierende, man könnte sagen „transzendierende, heilende, „Geduld“ im Rahmen der Möglichkeiten, die uns in der wahrgenommen Dimension gegeben sind. Diese grundsätzliche, ganz „häusliche“, „hausbackene“ „Geduld“ lässt den Entscheidungen der Schöpfungsliebe Platz, Raum, um zur Wirkung zu gelangen.So ist das Ziel unserer Geduld in liebender, schöpferischer Wahrheit längst erreicht – das macht sie uns heilig. So heilig wie wir es selbst sind. Immer waren.

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