Wir haben das Staunen verlernt?

Staunen

Ehrfürchtiges Staunen

In Ehrfurcht und Liebe staunen. Erkennen wir, das alles das Eine ist, dass alles zusammengehört, sehen wir auch im kleinsten Teil der Schöpfung, der Natur, der Formgebung, den Zusammenhang. Bis in die Winzigkeiten hinein, die überragende Schönheit, die Genialität der Funktion. Erkennen wir, so beschreiben wir uns selber. Wir erkennen uns selbst in diesem ehrfurchtsvollem Staunen. Es ist ein Staunen der Liebe, ein überwältigendes, überwältigtes Staunen, das uns verstummen lässt, angesichts der Großartigkeit, die wir betrachten, doch auch weil diese Herrlichkeit niemals in Worte gekleidet werden könnte.

Staunen?

Genialität der Schöpfungskraft

Sie steht über allen Worten, über jedem Dualismus, kennt weder Zeit noch Raum, denn sie stellt all dies dar, beinhaltet es. Ein NonPlusUltra ohne irgendeine Bedingung. Reine Schöpfung, reine Liebe. Reines Vertrauen. Das ist wahrhaftig staunenswert! Das macht wirklich glücklich. Das sind wir. Das bist du. Das ist die Unbedingtheit.

Universen in jeder Blume

Jede Sekunde sollten wir uns dieses glücklichen Staunens gewahr sein. Wir finden es in jeder Blume, jedem Stein, jeder Form. Auch ein unbewusster Mensch wird einen kleinen Glanz verspüren, wenn er sich in einer sternenklaren Nacht auf dem Himalaja den Himmel betrachtet. Wenn er das Wunder der Geburt erlebt. Auch ihn wird eine gewisse Ahnung überkommen, wenn er Formen vergehen sieht. Doch für den, der in den scheinbaren Realitäten des Ego gefangen ist, sind, nach diesem allzu kurzen Einblick, sofort wieder andere Bilder zuständig.

Gefangen in Materialismus und Schuldgefühlen

Trauer, Sorgen, Bedenken, Materialismus, Angst und Schuldgefühle wischen diesen Augenblick der Ewigkeit scheinbar hinfort, hüllen ihn in ihre Leichentücher der Vergänglichkeit und Schuld. In Wahrheit kann nichts dies Licht in dir zum Erlöschen bringen. Denn es ist die Schöpfung selbst, die da aus dir spricht. Das, was unter den verhüllenden Tüchern deines Denkens deine wahre Bestimmung ist. Um die zu finden, genügt es vollkommen, sich dieses ehrfurchtsvollen Staunens zu verinnerlichen.

Türen öffnen sich und werden nie mehr geschlossen

Denn in ihm ist alles geborgen, was notwendig ist, um die Liebe der Schöpfung in ihrer Unbeschreiblichkeit zu erfassen. Wer in diesem Staunen versteht, was mit Denken nicht begriffen werden kann, der tut Türen zur unsterblichen Ewigkeit auf. Türen, hinter den denen sich sanftes Licht befindet, die sich nie mehr schließen werden. Du bist bereits am Ziel, nur den Weg hast du noch nicht gefunden! Sieh dir deinen Körper an, er ist ein Abbild der Universen. Und diese Universen sind in jedweder Form vorhanden.

Keine Trennung existent

Das ist die Allmacht der Schöpfung, die alles zu einem Ganzen zusammenfügt. Es gilt zu erkennen, dass eine Trennung, wie du sie vergegenwärtigst, wie du sie vorgelebt bekommst, von einem wahnsinnigen System, welches dabei ist, sich, fast masochistisch langsam, selbst umzubringen, nie stattgefunden hat.

Du existiert nicht neben, sondern in der Schöpfung

Niemals hast du neben der Schöpfung existiert. Doch genau das ist es, was das Ego verspricht. Es schreit dich an, das alles könntest du aus dir selbst heraus lösen, es reißt dich mit Bildern aus der Vergangenheit erneut in deine schreckliche Illusion von der Vergänglichkeit deines Selbst, das aber doch die Schöpfung ist und ihrem Wesen nach über Sterblichkeit und Unsterblichkeit vollkommen erhaben, sie beinhaltend.

Die Schöpfung kennt keine Negativismen

Erkennst du aber, mit Erstaunen, mit Jubel, mit einem ungeheuren Glücksgefühl, dass die Schöpfung niemals Negativismen gekannt noch erkannt hat, so ist das Ego hilflos, wird zu dem, was es immer war: Bedeutungslos, niemals gewesen. Schall und Rauch, die nur ein Gedankenbild waren. Traum. Diese Erkenntnis liegt in der Sicht des ehrfurchtsvollen Staunens. Das Staunen voller Ehrfurcht der Schöpfung gegenüber, ist Erkenntnis, ist umfassende Liebe. Indem du erkennst, gibst du gleichzeitig und empfängst.
Das ist das EINE.

Fazit

Wir haben das ehrfürchtige Staunen verlernt, in unserer Gesellschaft. Alles wird fragmentiert, in seine Einzelteile zerlegt, über die man dann disputiert. Wir umgeben uns mit Fragmenten einer Fragmentierung, wir erheben diese Methodik zu unserem Gott, unserem Götzen. Die Trennung ist nahezu perfekt. Und so, und doch wird großes Staunen über all die Menschen kommen. Denn die Idee der Schöpfung ist die Erkenntnis.

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Wanzen auf einem Bild aus Wasserfarben?

Zelt

Ein Bild aus dem indianischen Schamanismus

Vielleicht eine etwas sehr bildhafte, gezeichnete Möglichkeit unseren Lebensversuch darzustellen, ist folgende Geschichte aus der Welt des indianischen Handwerks. Wenn wir in diese, unsere Welt hineingeboren werden, ist da bereits das Gerüst unseres Lebens Tipis aufgebaut, sozusagen die Rippen eines riesigen Zeltes, vor dem wir winzig klein und staunenden Auges stehen. Diese Gesamtheit des Bildes können wir jedoch nur in den ersten Phasen unseres Daseins erfassen, die Gerüststangen dienen uns als Haltegegriffe, an denen wir uns in das gesellschaftliche Leben hangeln.

Wanzen auf der Zeltleinwand?

Bilder vervielfältigen sich

Und dieses, von der Gesellschaft errichtete Gerüst, beginnt sich nun, mit jedem noch so winzigen Lernfortschritt, in rasender, sich noch potenzierender Geschwindigkeit, mit Leinwandfetzen, auf denen vage Bilder zu erkennen sind, zu bedecken. Als ob eine unsichtbare Hand (es sind unsere Gedanken) das Stangengerüst eines Zeltes, vorher noch deutlich erkennbar, mit losen und auch zusammengenähten Stofffetzen bedecken würde.

Zelt des Lebens

So steht denn am Ende das Zelt unseres Lebens, bemalt in größtenteils ausgesprochen düsteren, dunklen Farben, alles Licht, für das was sich im Inneren befindet, absorbierend, in seiner nicht fassbaren Größe vor uns. Die Gerüststangen, die uns als Halt dienen, um zum nächsten Bild, zum nächsten Leinwandstück zu klettern, sind hinter eben diesen nur noch zu ahnen. Doch wir steigen hinauf, streben nach oben. Klettern weiter, auch wenn die Anordnung der Gerüststangen uns nicht immer den richtigen Weg zu weisen scheint. Auf zum nächsten Bild. Denn das Äußere unseres Lebenszeltes interessiert uns, nicht das, was das Ego mit diesem Gerüst zu verbergen beginnt.

Träume
Träume

Auf der Suche nach dem großen Geheimnis

Mehr noch, wir wissen, dass es da ein Geheimnis gibt. Doch wie Ameisen, Wanzen, die nun an dieser Außenhaut des Zeltes, mit ihren vielen Bildern, hoch laufen, um zum süßen Inneren zu gelangen, den Eingang vermutet man irgendwo in den gemalten Geschichtlein, die sich allesamt als mit Wasserfarbe gemalt herausstellen, beim nächsten Regen verschwinden, können wir uns nicht vorstellen, dass dies nur die Schicht über dem Gerüst ist. So irren wir durch die Welt, immer auf der Suche nach dem Inneren, von dem wir uns immer weiter entfernen.

Die wahren Weisen

Manch einer, es sind nun beileibe nicht allzu viele, erkennt sogar, dass wir nur wie die Insekten auf diesen Bildern laufen, sieht oder ahnt zumindest die Gerüststangen, oder Teile davon oder Anzeichen dafür. Das sind die wahrhaft Weisen dieser Welt, und sie werden für ihr Wissen hoch geehrt. Viele von diesen versuchen nun, dieses wertvolle Verstehen , nahezu verzweifelt, weiter zu geben. Andere verschwinden ganz im Inneren.

Rückkehr unmöglich

Wir, die wir ahnungslos sind, sehen uns, ganz unversehens, auf mittlerer Höhe des, mit von uns und der Gesellschaft bemalten Leinwandfetzen bedeckten Gerüsts, angelangt. Blicken wir nach unten, wird uns schwindelig. Eine Rückkehr, ein Abstieg scheint ganz unmöglich. Abgesehen davon sind die Sprossen verschwunden. Nur noch Gedankenbilder in unserem Kopf. Die allermeisten von uns Wanzen krabbeln nun weiter, jedes Pixel der Bilder ein Hindernis, mehr zu sehen, das Ganze zu sehen. Das Zelt verjüngt sich bis zum Rauchabzug, wir klettern über den Rand – und fallen in das Innere.

Wirklichkeit

Kreislauf des vergeblichen Suchens

Und wir werden wieder vor dem Gerüst dieses ewigen Zeltes erwachen, erneut unseren Anstieg über die Bilder beginnen, bis hin zum Schlot. Das scheint der Kreislauf zu sein. Der große Geist aber, so sagen die alten indianischen Schamanen, ist von großer Liebe. So lässt er jedes einzelne der kleinen Geschöpfe in seiner Obhut irgendwann auf dieser Reise erkennen, dass Bilder, Gerüst, das ganze Zelt, nur ein Traum sind, den wir, am Lagerfeuer beschützt im Warmen sitzend, träumen.

Fazit

Die Wahrheit ist, wir sitzen am Lagerfeuer der Liebe, warm eingehüllt, sind die weite Prärie, sind der funkelnde Nachthimmel, sind jede einzelne Flamme, sind der große Geist selber.
„Einst träumte ich, ich sei ein Schmetterling, der aus einer Raupe gewachsen, taumelnd in die Freiheit flog. Nun weiß ich nicht, bin ich der Mensch, der träumte ein Schmetterling zu sein – oder bin ich der Schmetterling, der träumt, ein Mensch zu sein?“

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