Wertung aus Vergangenheitsgedanken
Wir möchten hier über die “besondere Beziehung” sprechen. Die Gesellschaft hat ihr den Namen Liebe gegeben. Was die Menschen unter dieser Liebe, die sie da definieren, letzten Endes verstehen, bleibt im Chaos des Urteilssystems vollkommen verborgen – würde man es wirklich ansehen und betrachten, würde sich herausstellen, das ein Ziel gar nicht existiert. Getreu dem Motto: Suche die Liebe, aber finde sie niemals. Was als Liebe bezeichnet wird, ist ein einziger Haufen von Urteilen.
Das hehre Ziel
Was ist unser Ziel in dieser Liebe? Die Reinheit. Die reine, klare Liebe. Die bedingt jedoch eine Unmenge an Voraussetzungen. Denn – da soll nichts Schlechtes daran sein, an dieser wunderbaren Liebe. Und so eliminieren wir das, was unserer Ansicht nach nicht taugt, für diese reine Liebe. Wir legen unsere Persönlichkeit (und die des Partners!) auf den Opferaltar der reinen, unbedingten, Liebe. Her mit dem Messer! Auch wenn es schmerzt.
Ausschlusserfahren
Was uns antreibt, so wird bei eingehender Betrachtung offensichtlich, ist ein Rachegedanke. Wie anders könnte es funktionieren? Wenn wir in eine Beziehung treten, wählen wir unseren Partner. Das passiert nach expliziten Gesichtspunkten, unter Anwendung all unsere Weltenwissens, unsere Suche ist ungewöhnlich intensiv – vielleicht nicht spürbar im Äußeren – es geht vielmehr um unsere Denken, unser Wunschdenken – und jeder Anhaltspunkt, jeder Standpunkt, wird gebührlich benützt.
Tempus fugit
Nunmehr – das macht die Angelegenheit sehr durchsichtig und klar – kommt der Zeitbegriff ins Spiel. Die Zeit – ganz generell – besetzt eine herausragende Rolle in der „Besonderen Beziehung“. Da geht es auch um die Vergänglichkeit – des „Menschen“, den Schönheitsbegriff, um das sich „abnutzen“ der anfänglichen Neugier, um Persönlichkeitsoffenbarungen, die erst in der Zeit ihr wirkliches Gewicht zeigen. Der wichtigste Punkt jedoch: Die Bewertung, die wir in unserem Denksystem, bezogen auf den Partner, installieren, stammt zur Gänze aus der Zeit – nämlich aus der Vergangenheit.
Verloren im Labyrinth
Unser Bestreben ist es natürlich, diese Fehler der Vergangenheit zu eliminieren, – die perfekte Liebe darf keine Fehler enthalten. So – in dem gigantischen Wunsch, nunmehr alles richtig zu machen, bei sich – und auch, vielleicht sogar noch in ausgeprägterer Form, beim Partner, starten wir unseren Rachefeldzug. Indem wir uns also mit verliebter Intensität mit Konstellationen aus der Vergangenheit beschäftigen, manifestieren wir diese nicht nur – wir leben ganz einfach am Leben, an einer möglichen „wirklichen Liebe“ im JETZT vollkommen vorbei.
Hervorragendes Egowerkzeug
Tatsächlich ist die „besondere Beziehung“ die Waffe mit dem größten Volumen, welche das Ego aufzubieten hat. Das Ziel unseres spirituellen Lebenspfades ist es, wie jeder, der wirkliches Streben in Richtung des letzten Verständnisses für sich selbst postuliert, wohl verinnerlicht hat, sich zur Gänze von der Vergangenheit zu befreien. Nun, die „Besondere Beziehung“ ist das nahezu unfehlbare Werkzeug des Ego, die Schrauben der Fesseln unserer Vergangenheit zuzudrehen, uns weiter in Gefangenschaft zu halten.
Selbstbetrug?
Was in der Vergangenheit liegt und also vorbei ist, kann nicht wirklich NICHT unser Dasein bestimmen. In der besonderen Beziehung manifestieren wir die Entbehrungen, Leiden, die Qualen der Vergangenheit, indem wir sie durch unserer „Bestreben zum Besseren“ vollkommen lebendig gestalten. Ein Szenario, dass man fürwahr als wahnsinnig bezeichnen darf, das dabei die Wirklichkeit der Gegenwart, also der Liebe – die zeitlos und ohne Attribute, ganz einfach „ist“ – vollkommen unsichtbar gestaltet.
Weg in die Finsternis
Das heißt ganz deutlich, mit einer „besonderen Beziehung“ die wir unterhalten, umfängt uns tiefste Dunkelheit. Und jedes Bestreben, die Fehler, Ungerechtigkeiten, das Leid der Vergangenheit zu heilen – denn das ist es, was wir mit dem Partner und uns selbst versuchen – führt uns nur noch weiter in diese Finsternis. Das wird keinesfalls offensichtlich, wenn man es nicht wirklich näher betrachtet – die Verklärung des “Liebenden“ steht davor.
Unmögliches Unterfangen
So sind wir, durch uns selbst mit und in der Vergangenheit „verhaftet“ – und jeder Versuch, die „perfekte Liebe“ zu etablieren, ist auf dieser Ebene des Verstehens, mit dem geläufigen Denksystem, zwangsläufig ein Weg, auf dem entweder irgendwann mit dem Erleben des „heiligen Augenblicks“ die „Besondere Beziehung“ sich wandelt zu einer „heiligen Beziehung“, oder die gemeinsame Zeit der beiden Menschen ein Ende hat.
Zeit und Wertelose Liebe
Die „heilige Beziehung“ – in ihr wird die wirkliche Liebe gelebt, die keine Attribute, keine Urteile, keine Standpunkte kennt. Hier ist die Zeitlosigkeit zur Gänze erkannt, der Körper, das Urteils- und Sündensystem, das Konstrukt der Beurteilungen und Wertschätzungen, hat ausgedient, ist in seiner Illusion, seiner Nichtexistenz, begriffen. Nun mag ein Problem – wenn man dort noch eines sehen möchte – darin liegen, einen Partner auf derselben oder zumindest einer ähnlichen „Ebene“ zu finden.
Der Weg ist klar
Hier kommt das Attribut, die Lösung, der Weg selbst, zum Tragen. Vertrauen. Wer die Konstellation sehen kann, die der Ego-Wahnsinn auf de Füße gestellt hat, der ist sich auch im Klaren darüber, dass die Zahl derer, die, noch, geblendet, blind, gefangen im Urteilsdenken, ihren Pfad laufen, eine gigantisch große ist. Doch an diesem Punkt des Verstehens ist auch jede Zahl, jede Nummerierung, jede Reihenfolge, jede Zeitfolge, alles an Wertung, Urteil, jedwede Hierarchie, in ihrer Nichtexistenz erkannt.
Mehr als Verstanden
Was dann auftaucht ist nicht mehr nur Verstehen – denn ein „Verstehen“ ist ja immer nur in der Konstellation dessen, das verstanden werden soll, möglich. Es ist also mehr, geht über unser Denkschemata hinaus. ES IST. Dieses Sein ist gleichzusetzen mit einem unbedingten, erfüllten, von jeder Angst befreienden und befreiten, einem fröhlich, einem freudigen, immer noch staunenden, VERTRAUEN.
Fazit
In diesem Vertrauen, diesem Sein in Dankbarkeit, das keine Ansprüche mehr stellt, weil klar ist, dass in diesem Vertrauen in die Liebe, für alles immer gesorgt ist, wird die Frage nach einem Partner relativ unerheblich. Die Frage, ob ein Partner oder nicht, stellt sich erst gar nicht. ES MACHT KEINEN UNTERSCHIED MEHR! So ist klar zu postulieren, auf welchem Wegstück unseres Pfades wir uns auch befinden mögen: Vertrauen in die unbedingte Liebe der Schöpfung, die uns schützend jede Sekunde begleitet ist die Antwort auf jeden Zweifel.